Verhaftung nach der Frühmesse
Anfang Juni 1944 besuchte Pater Delp nichtsahnend Claus Graf von Stauffenberg in Bamberg. Von dessen Verhaftung am Morgen des 21. Juli, dem Tag nach dem Hitler-Attentat in der Wolfschanze, war er völlig überrascht. Da Delps Name in einem Notizbuch Stauffenbergs stand, wurde er sieben Tage später nach der Frühmesse in St. Georg in München-Bogenhausen verhaftet und in die Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel verlegt.
Das Angebot einer Freilassung gegen den Ordensaustritt lehnte er entschieden ab. Pater Franz von Tattenbach SJ, der seinen Mitbruder am 8. Dezember 1944, am Fest Mariä Unbefleckte Empfängnis, besuchte und dem an den Händen gefesselten Pater Delp die letzten, feierlichen Gelübde seines Ordens abnahm, schrieb: „Delp wurde im Schnellverfahren von Gott zum Heiligen erzogen.“
Anklage wegen Hoch- und Landesverrats
Zusammen mit Moltke und anderen Mitgliedern des Kreisauer Kreises wurde Alfred Delp wegen Hoch- und Landesverrats vor dem Volksgerichtshof angeklagt. „Mein Verbrechen ist, dass ich an Deutschland glaubte auch über eine mögliche Not- und Nachtstunde hinaus“, schreibt er unmittelbar nach seiner Verurteilung am 11. Januar 1945 und fügte hinzu, dass er dies „als katholischer Christ und als Jesuit“ tue. Alfred Delp wurde in der Frühe des 2. Februar 1945 in der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee gehängt, seine Asche in alle Winde zerstreut.
Am Tag seiner Hinrichtung schrieb er an seine Mitbrüder: „Der eigentliche Grund der Verurteilung ist der, dass ich Jesuit bin und geblieben bin. Eine Beziehung zum 20. Juli war nicht nachzuweisen. Auch die Stauffenberg-Belastung ist nicht aufrechterhalten worden. Andere Strafanträge, die wirklich Kenntnis des 20. Juli betrafen, waren viel milder und sachlicher. Die Atmosphäre war so voll Hass und Feindseligkeit. Grundthese: ein Jesuit ist a priori der Feind und Widersacher des Reiches.“
Alfred Delp – Zitate
„Das allgemeine Schicksal, meine persönliche Lage, die Botschaft des Festes: alles sammelt sich in das Eine: Mensch, lass dich los zu deinem Gott hin und du wirst dich selbst wieder haben. Jetzt haben dich andere, sie quälen dich und erschrecken dich und jagen dich von einer Not in die andere. Das ist dann die Freiheit, die singt: – uns kann kein Tod nicht töten. Das ist dann das Leben, das da ausfährt in die grenzenlose Weite: Adoro und Suscipe (‚Ich bete an‘ und: ‚Nimm mich an‘): ihr Urworte des Lebens, ihr geraden und steilen Wege zu Gott, ihr Tore in die Fülle, ihr Wege des Menschen zu sich.“
(aus einer Meditation Alfred Delps zum Fest der Erscheinung des Herrn 1945)
„Es ist Zeit der Aussaat, nicht der Ernte. Gott sät; einmal wird er auch wieder ernten. Um das eine will ich mich mühen: wenigstens als fruchtbares und gesundes Saatkorn in die Erde zu fallen. Und in des Herrgotts Hand. Und mich gegen den Schmerz und die Wehmut wehren, die mich manchmal anfallen wollen. Wenn der Herrgott diesen Weg will, – und alles Sichtbare deutet darauf hin – dann muss ich ihn freiwillig und ohne Erbitterung gehen. Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.“
(aus dem letzten Brief Alfred Delps an seine Freunde)
„Ich lebe hier auf einem sehr hohen Berg, lieber Alfred Sebastian. Was man so Leben nennt, das ist weit unten, in verschwommener und verworrener Schwärze. Hier oben treffen sich die menschliche und göttliche Einsamkeit zu ernster Zwiesprache. Man muss helle Augen haben, sonst hält man das Licht hier nicht aus. Man muss gute Lungen haben, sonst bekommt man keinen Atem mehr. Man muss schwindelfrei sein, der einsamen, schmalen Höhe fähig, sonst stürzt man ab und wird ein Opfer der Kleinheit und Tücke. Das sind meine Wünsche für Dein Leben, Alfred Sebastian: helle Augen, gute Lungen und die Fähigkeit, die freie Höhe zu gewinnen und auszuhalten. Das wünsche ich nicht nur Deinem Körper und Deinen äußeren Entwicklungen und Schicksalen, das wünsche ich viel mehr Deinem innersten Selbst, dass Du Dein Leben mit Gott lebst als Mensch in der Anbetung, in der Liebe, im freien Dienst. Es segne und führe Dich der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Dein Patenonkel Alfred Delp
Das habe ich mit gefesselten Händen geschrieben; diese gefesselten Hände vermach' ich Dir nicht; aber die Freiheit, die die Fesseln trägt und in ihnen sich selbst treu bleibt, die sei Dir schöner und zarter und geborgener geschenkt.“
(aus einem Brief Alfred Delps an sein Patenkind Alfred Sebastian)