Jerónimo Nadal

Jerónimo Nadal war der erste Interpret der ignatianischen Spiritualität, und bei der Etablierung der Gesellschaft Jesu als Orden neuen Typs spielte er eine einzigartige Rolle.

Nadal wurde am 11. August 1507 in Palma de Mallorca geboren. Während seiner Studienzeit in Alcalá 1526 bis 1532 zählten zu seinen Kommilitonen die späteren Mitbrüder Diego Laínez, Alonso Salmerón und Nicolás Bobadilla; hier lernte er auch Ignatius kennen. Zu einer tieferen Begegnung mit ihm und seinem Freundeskreis kam es jedoch erst in Paris, wo Nadal ab 1532 seine Studien fortsetzte. Auf ihre Bemühungen, ihn für ihr geistliches Anliegen zu gewinnen, reagierte Nadal zunächst ablehnend. 1536 ging Nadal nach Avignon, 1537 folgte die Priesterweihe. Die Jahre bis 1545 verbrachte Nadal wieder auf Mallorca als Seelsorger. Aus seiner Lethargie und einer krankhaften Depression riss ihn der berühmte Brief seines einstigen Kommilitonen Franz Xavers über die beglückende Missionsarbeit in Indien und die päpstliche Bestätigung des neuen Ordens.

Im November 1545 begann er die Geistlichen Übungen und trat mit 38 Jahren in die Gesellschaft Jesu ein. Sofort nach dem Eintritt erhielt er wichtige Ämter in Rom und half Ignatius bei der Erarbeitung der Konstitutionen des neuen Ordens. Als "Mensch ganz nach dem Herzen des Ignatius" lernte er die Gedanken "seines Vaters" wie kaum ein anderer kennen und konnte sie durch seinen scharfen Intellekt, seine Kenntnis der Sprachen, der Hl. Schrift und der Theologie klar und deutlich ausdrücken. 1548 leitete er eine zehnköpfige Gruppe - darunter Laínez und Canisius -, um in Messina das erste Kolleg und das erste Noviziat der Gesellschaft aufzubauen.

Nach der Ablegung seiner Letzten Gelübde machte Ignatius ihn 1552 zu seinem Visitator, um die Konstitutionen vor ihrer endgültigen Verabschiedung in den europäischen Ordensprovinzen bekannt zu machen. Mit seinen Unterweisungen hatte Nadal entscheidenden Einfluss auf den entstehenden Orden in ganz Europa. Berühmt wurde seine Charakterisierung des Ignatius als "Contemplativus in actione" (beschaulich im Tun), was darin bestehe, Gott in allen Dingen zu finden.

Seine Reisen führten Nadal in der Zeit von 1552 bis 1568 nach Süditalien, Frankreich, Spanien und Portugal, nach Deutschland und Österreich. Als Ignatius 1556 starb, befand sich Nadal in Spanien. Und da ihn Ignatius zum Generalvikar berufen hatte, begann er, eine Generalkongregation einzuberufen. Doch die römischen Gefährten wählten ohne ihn Diego Laínez zum Generalvikar. Nadal verzichtete auf einen Machtkampf und unterstellte sich ihm in voller Loyalität. Dieser und auch der Generalobere Franz Borja betrauten ihn weiterhin mit höchsten, teilweise äußerst schwierigen Visitationsreisen. Erst mit der Wahl Mercurians 1573 zum Generaloberen endeten Nadals offizielle Verpflichtungen. Die Jahre 1574 bis 1577 verbrachte Nadal in Hall/Tirol, ganz der Schriftstellerei gewidmet. Neben einem umfangreichen Briefcorpus hat er vor allem Texte hinterlassen, die mit seinen Visitationsreisen zusammenhängen, Unterweisungen zum Ordensleben, zur Spiritualität und zur Gebetspraxis. 1578 kehrte Nadal nach Rom zurück, wo er am 2. April 1580 im Alter von 73 Jahren starb.

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