Alberto Hurtado: Anwalt der Armen

Alberto Hurtado Cruchaga wurde am 22. Januar 1901 in Viña del Mar/Chile geboren und erlebte mit seinem jüngeren Bruder Miguel zunächst eine ruhige Kindheit auf dem elterlichen Landgut. 1905 aber starb sein Vater - erst 27 Jahre alt - und ließ seine Familie in katastrophalen finanziellen Verhältnissen zurück. Das Gut musste verkauft werden. Die Familie übersiedelte in die Hauptstadt Santiago, wo sie mit Hilfe von Verwandten in bescheidenen Verhältnissen lebte. Dennoch ließ es sich seine Mutter nicht nehmen, den noch Ärmeren zu helfen. Als oftmalige Ermahnung an ihre Söhne ist das Wort überliefert: "Es ist gut, die Hände zu falten, um zu beten, aber noch besser, sie zu öffnen, um zu geben."

Mithilfe eines Stipendiums konnte Alberto das Ignatius-Kolleg der Jesuiten besuchen. Neben der Schule engagierte er sich als Mitglied der Marianischen Kongregation auch in einer Armenpfarrei. Schon damals erwachte der Wunsch in ihm, in den Jesuitenorden einzutreten. Da aber der Lebensunterhalt für seine Mutter nicht gesichert war, ließ er vorerst diesen Wunsch fallen. Er studierte Rechtswissenschaft an der Universität von Santiago, war gleichzeitig für die Konservative Partei tätig, absolvierte seinen Militärdienst und engagierte sich weiterhin für die Armen. Auch seine Lizentiatsarbeit über "Heimarbeit" beschäftigt sich mit sozialen Problemen und mit Überlegungen zu ihrer Bewältigung mit Hilfe eines entsprechenden Arbeitsrechts.

Nach Abschluss des Studiums und der Zulassung als Rechtsanwalt erreichte er eine Revision des Verkaufsvertrags des elterlichen Landguts, welche zur nachträglichen Erhöhung des Verkaufspreises führte. Da damit der Lebensunterhalt seiner Mutter gesichert war, konnte er sich seinen Wunsch erfüllen und um Aufnahme in die Gesellschaft Jesu bitten.

Nach dem Philosophie- und Theologiestudium in Europa und der Priesterweihe 1933 erwarb er 1935 das Doktorat in Pädagogik. Bevor er 1936 nach Chile zurückkehrte, studierte er in verschiedenen europäischen Ländern - unter anderem besuchte er dabei auch Österreich - Schulsysteme und Jugendbewegungen, wie etwa die Jeunesse ouvrière catholique in Belgien oder den Bund Neudeutschland.

Nach Santiago zurückgekehrt, arbeitete er als Religionslehrer und Spiritual am Ignatius-Kolleg und unterrichtete Pädagogik an der Katholischen Universität. Daneben gab er zahlreiche gut besuchte Exerzitien für bis zu 200 Exerzitanten. Diese pädagogischen Aktivitäten fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Veröffentlichungen über Erziehungsfragen. Daneben leitete er den Bau des Noviziats und Exerzitienhauses in der Nähe von Santiago, das 1940 eröffnet wurde.

1944 hatte er die Initiative des "Hogar de Cristo" (Heimstätte Christi) ins Leben gerufen. Zunächst entstanden Einrichtungen für die "ohne Dach und Mantel", Herbergen (mit Verpflegung und Bademöglichkeit) für die Obdachlosen. Dann wandte sich Hurtado den zahlreichen Straßenkindern zu (1944 ca. 4.000 in Santiago). Er begann noch im Winter 1944/45 mit einem Auto durch die Straßen zu fahren und die Kinder, die er fand, einzusammeln und im Hogar unterzubringen. Um ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen, wurden bald auch eigene Schulen bzw. Werkstätten in Verbindung mit dem Hogar gegründet.

Sein ganzes Leben lang engagierte sich Alberto Hurtado für die Armen und Hilfsbedürftigen. 1952 starb er im Alter von 51 Jahren infolge eines Krebsleiden. Am 16. Oktober 1994 wurde P. Hurtado von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Seine Heiligsprechung durch Papst Benedikt XVI. erfolgte am 23. Oktober 2005.

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