Jesuiten 2016-1

Jahr der Barmherzigkeit Ein Blick auf mich: „Der das Werk des Erbarmens an ihm getan hat.“ (Lk 10,37) Es war ein Zufall, dass auf dem Konklave, bei der Auslosung der Zimmer, dem zukünftigen Papst Jorge Mario Bergoglio Kardinal Walter Kasper als Gegenüber zugeteilt wurde. Kardinal Kasper war kurz nach der Einberufung des Konklaves 80 geworden, und so durfte er als Ältester mitwählen. Er hatte das erste druckfrische spanische Exemplar seines jüngsten Buches mitgebracht, das er seinem Zimmernachbarn beim Konklave schenkte. Der Titel des Buches: „Barmherzigkeit“. Dieses Buch fand dann seinen Weg in den ersten Auftritt des Papstes auf dem Petersplatz am 17. März 2013: „In diesen Tagen hatte ich die Gelegenheit, das Buch eines Kardinals, Kardinal Kaspers, eines Theologen, der sehr tüchtig ist, eines guten Theologen, über die Barmherzigkeit zu lesen. Kardinal Kasper sagt, dass Barmherzigkeit alles ändert. Es ist das Beste, was wir hören können: Es ändert die Welt. Es ist notwendig, diese Barmherzigkeit Gottes gut zu verstehen, dieses barmherzigen Vaters, der so viel Geduld hat.“ Hört man Papst Franziskus zu, dann ist Christ-Sein sehr dynamisch. Er liebt die Verben der Bewegung: aufstehen, aufbrechen, verlassen, loslassen. Man darf das aber nicht mit Aktivismus verwechseln, dahinter liegt vielmehr eine Haltung. Wenn man an Jesus Christus glaubt, hat das Konsequenzen. Die Nachfolge Christi ist nicht so sehr eine Sache von Sätzen und Büchern, sondern etwas, was das eigene Leben verändert. So etwas erfährt auch der barmherzige Samariter. Papst Franziskus spricht vom „Mut des Samariters“, den Christen bräuchten. Was der barmherzige Samariter für den einzelnen Gläubigen ist, das ist das „Feldlazarett“ für die Gemeinschaft, für die Kirche, – „mit offenen Türen, um jeden aufzunehmen, der anklopft und um Hilfe und Unterstützung bittet“. Das Jahr der Barmherzigkeit will das nun konkret werden lassen. Weil Barmherzigkeit immer mit dem Sakrament der Versöhnung zu tun hat, gibt es die „Missionare der Barmherzigkeit“, die während der Fastenzeit unterwegs sind. In Rom wird es viele Veranstaltungen geben, für Seelsorger, Familien, Orden, Kinder und so weiter. Und es gibt natürlich die Heiligen Pforten. Erstmalig nicht nur in Rom, sondern dezentral auf der ganzen Welt. Das ist nichts Magisches, sondern eine Art Liturgie, die man selber oder in Gemeinschaft feiern kann, gemeinsam mit dem Sakrament der Beichte und der Messe. Bernd Hagenkord SJ SCHWERPUNKT 21 JESUITEN n MÄRZ 2016 n DER BARMHERZIGE SAMARITER

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