Jesuiten 2023-3 (Schweiz-Ausgabe)

P. Christoph Albrecht SJ gibt Exerzitien- und Fastenkurse und Kurse zur gewaltfreien Kommunikation. Seit 2016 ist er für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst und die katholische Fahrendenseelsorge in der Schweiz verantwortlich. Eines seiner liebsten Gerichte ist denkbar einfach, gesund und nahrhaft: Hafersuppe mit gedünsteten Nüssen und frischer Petersilie. Warum esse ich keine Tiere? Sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, ist in den letzten Jahren viel selbstverständlicher geworden. Christoph Albrecht SJ erzählt, warum er bereits seit 35 Jahren Vegetarier ist. 1984 hatte ich mich für den Boykott von privaten motorisierten Fahrzeugen entschlossen, um nicht nur mit Worten, sondern auch mit meinem Leben meine Empörung gegen die allgemein hingenommene Luftverschmutzung zu manifestieren. Von da an begann ich, einen möglichst wenig belastenden Lebensstil zu suchen: Recycling, Vermeiden von Abfall und exotischen Produkten, kalt Duschen, im Winter Pullover statt Heizen, Reisen per Velo und öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich hörte die Kritik, Umweltschutz sei ein Luxus für die Reichen. Die Armen könnten sich die teuren, fairen und umweltschonenden Produkte gar nicht leisten. Meine Antwort: Umweltschutz ist nicht Luxus, sondern Pflicht für die Reichen. Wer, wenn nicht sie, die wählen können, kann damit einen Anfang machen?! Als Feinmechaniker und Elektroingenieur verstand ich, dass die ökologischen Probleme nicht bloß durch neue Technologien gelöst werden können, sondern dass eine grundlegende Veränderung unseres Produktions-, Handels- und Konsumsystems gefragt ist, damit kurzfristige Gewinne nicht mehr höher bewertet werden als die langfristige Erhaltung unserer Lebensgrundlagen. Dass wir über die Nachfrage einen Einfluss auf das Angebot haben, lernte ich von den Kämpfer*innen für den fairen Handel. Die Kraft, konsequent zu leben, was ich als richtig erkannt habe, vermittelte mir Franziskus von Assisi mit seiner geschwisterlichen Spiritualität allen Geschöpfen gegenüber. Klar wusste ich, dass ich mit meinem Verzicht die Welt nicht rette. Aber es hilft mir gegen die Resignation. Ich will meinen Teil beitragen und mich nicht den Hunderttausenden anschließen, die denken: „Ich allein kann ja doch nichts machen“. Die heute vor allem von bewussten jungen Leuten gelebte vegane Lebensweise ist bezüglich Klimagerechtigkeit und Frage der Massentierhaltung nichts als konsequent – und für mich ein Ansporn, generell weniger Tierprodukte zu konsumieren. Ökologisch gesehen ist nichttierischer Proteinersatz zwar nicht immer besser. Doch der Methanausstoß der riesigen Rinderherden erfordert auf jeden Fall einen Umbau der Landwirtschaft im großen Stil. Und dazu brauchen wir heute wohl die vegane Provokation. Umweltschutz ist nicht Luxus, sondern Pflicht für die Reichen. 15 SCHWERPUNKT

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