Klarheit“: Ein Straftäter hat einen gravierenden Fehler gemacht, aber er ist nicht „unheilbar böse“ und hat nach dem Strafvollzug einen Platz in der Gesellschaft verdient. Schließlich erlangen die JPEN-Studierenden ein Gefühl der eigenen Heiligkeit vor Gott, ihrem Schöpfer, der sie, wie jeden anderen Menschen auch, aus Liebe gewollt hat. Diese „Momente der Klarheit“, das Engagement für ein ernsthaftes Studium und eine ernsthafte Reflexion überzeugen mich davon, dass die Arbeit von JPEN genau auf der Linie liegt, die Ignatius und Jerónimo Nadal, einer der einflussreichsten und prägendsten ersten Jesuiten, für die Jesuiten im Sinn hatten. So schrieb Nadal im Jahre 1557, „dass wir von Gott … die Fürsorge für diejenigen annehmen, um die sich niemand kümmert, auch wenn es jemanden gibt, der sich um sie kümmern sollte.“ Damit meinte er genau jene, die durch Inhaftierung Ausgrenzung und Entmenschlichung erfahren. Jesuitische Bildung fördert Transformation. Bei der jesuitischen Bildungsarbeit von JPEN in den Gefängnissen geht es um gegenseitige Transformation. Somit bedeutet Bildungsarbeit bei JPEN – ganz im Sinne der Gründungsintention des Ordens – „den Seelen zu helfen“. Die Seelen, denen hier geholfen wird, sind sowohl diejenigen, die Unterricht erhalten, als auch diejenigen, die ihn erteilen. Denn letztere können erkennen, an welchen Stellen sie selbst an ausgrenzenden und entmenschlichenden Strukturen mitwirken. Die Grundlage der gegenseitigen Transformation ist die Erfahrung der gemeinsamen Menschlichkeit. Es ist ein intensiver und echter „Moment der Klarheit“. P. Thomas Curran SJ fühlt sich heil, wenn er bei seinen Studenten im Gefängnis ist. Sie erinnern ihn an unsere gemein- same Menschlichkeit. Bild: © Jaroslav Drazil: Adenauer-Platz 3 (2024, Ausschnitt) 15
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