Jesuiten 2024-3 (Österreich-Ausgabe)

im zwischenmenschlichen Small Talk wurden Sie bestimmt auch schon unzählige Male gefragt, ob bei Ihnen alles „gut“ sei. Das schnell geantwortete „ja“ klingt bei ehrlicher Betrachtung in den meisten Fällen eher nach Vermeidungstaktik, wenn nicht sogar nach Lüge. Dabei ist es offensichtlich: Es ist nicht alles gut in unserer Welt. Da hilft kein Schönreden, kein Augenverschließen und auch kein frommer (Kalender-)Spruch. Vielmehr gehört es zur christlichen Überzeugung, dass unsere Welt als ganze und jede*r Einzelne von uns in ihr erlösungsbedürftig sind: Krankheiten und Umweltkatastrophen, Krieg und Terror, Schuld und Not ... Leid in all seinen Facetten. Der Glaubende darf sich jedoch auch in die Hoffnung hineinwerfen, dass von Gott her ein umfassendes Heil verheißen ist, dass – schon heute beginnend – alles Leid sich einmal in der Zukunft heilsam verwandeln wird. Woher nehmen Sie die Hoffnung, dass einmal alles gut werden wird? Was lässt Ihren Optimismus im Klein-Klein des täglichen Wahnsinns nicht verbittern und absterben? Wir haben Autor*innen gebeten, aus verschiedenen Perspektiven der Frage nach dem Heil und dem, was in diesem Leben heilsame Kraft entfalten kann, nachzugehen. Es sind oftmals zarte Erfahrungen und einladende Suchbewegungen, die Sie zur persönlichen Auseinandersetzung einladen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre, durch die Sie sich (neu) Ihrer heilsamen Hoffnungsquellen bewusst werden können. Lassen Sie sich auch ermutigen, im Small Talk klar zu antworten, dass im besten Fall vieles oder zumindest manches „gut“ sei. Vielleicht durchbricht dies die eingefahrenen Gesprächswege und eröffnet einen lebendigen Austausch darüber, wie man einander Hoffnung schenken und heilsam begegnen kann. Liebe Leserinnen und Leser, P. Clemens Kascholke SJ und P. Christian Lischka SJ

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