Heil und Heilung Wird alles (wieder) gut? Mit dieser Frage und dem Zusammenhang von Heil, Heilung und heilig befasst sich P. Eckhard Frick SJ. Heil: Dieses Wort steht für sehnliches Wünschen und zugleich für abgrundtiefe Skepsis gegenüber allen Versprechungen einer „heilen Welt“. Obwohl wir Menschen heils- und trostbedürftige Wesen sind, so fürchten wir doch, mit leeren Vertröstungen getäuscht zu werden. Im Wortfeld heil/heilen/heilig verbinden sich sehr konkrete, an Leib und Seele gespürte Erfahrungen auf der psychischen, sozialen und spirituellen Ebene. Dieselbe Bandbreite haben auch die gegenteiligen Begriffe Wunde, Verletzung und Traumatisierung. Von Kindesbeinen an und auch im Erwachsenenalter kann durch kleinere oder größere Verletzungen das Bedürfnis nach Trost entstehen. So ist ein bekanntes Kinder-Trostlied auch zum Schlager der Mainzer Fastnacht geworden, das mitten im Klamauk von Blasmusik und Büttenreden einen Moment der Nachdenklichkeit schenkt: „Heile, heile Gänsje, ’s is bald widder gut, ’s Kätzje hot e Schwänzje, ’s is bald widder gut“. Kindliche Tränen trocknen durch die Reime des Trostliedes, trocknen dadurch, dass Mutter oder Vater trösten und vielleicht kühle Luft auf die Verletzung pusten. Worauf reimen sich jedoch die Verletzungen der Erwachsenen? Was tröstet angesichts des persönlichen oder kollektiven Unheils? Heil Das Eigenschaftswort heil bedeutet: unbeschädigt, unverletzt, gesund, und ist mit dem englischen whole (ganz, vollständig, unverletzt) verwandt. Es stammt aus dem religiös-kultischen Bereich, was beim Hauptwort Heil noch deutlicher ist: Glück, Wohlergehen, Rettung, Erlösung im Glauben. Der Wunsch nach einem ganzheitlichen, holistischen Menschenbild wird gerade 2
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