Die heilvolle Wendung des traumatischen Exils Welche Spuren alttestamentlicher Heilssuche strahlen in die Gegenwart hinein? Beobachtungen von Achim Schwarz anhand von Deuterojesaja. Das existenzielle Streben nach Sinn und Erfüllung ist genuin an das Menschsein gekoppelt und wird seit jeher spirituell gedeutet. Das sogenannte Alte Testament, das in weiten Teilen der jüdischen hebräischen Bibel entspricht, gibt Einblick in die Suche Israels nach Heil(ung). Dieses Suchen rief immer auch Sinnkrisen hervor. Spannungen dieser Krisen des Gottesvolkes in einer ambivalenten Umwelt strahlen deutlich in die Gegenwart hinein – anders als es der Begriff „Altes“ Testament vermuten ließe. Ein solcher Abschnitt mit Strahlkraft befindet sich im Bereich der Prophetie: Bei Deuterojesaja, so bezeichnen Exeget*innen die Kapitel 40 bis 55 des Jesajabuchs, wird das Trauma des Babylonischen Exils in den heilsvollen Kontext eines untrennbaren Bundes mit dem einzigen Schöpfergott JHWH gestellt. Die erste Eroberung Jerusalems 587 vor Christus durch den babylonischen König läutete diese dunkle Epoche der Geschichte des israelitischen Volkes ein. Diese Exilierung zog eine massive Identitätskrise der Israelit*innen nach sich. Hierdurch änderten sich nicht nur persönliche Sozialisationsumstände, sondern auch der Mittelpunkt der JHWH-Religion: Der erste 6
RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==