Jesuiten 2024-4 (Schweiz-Ausgabe)

Mit links Wie Madeleine Delbrêl zu ihrer Zeit, so ist der Jesuit Javier Giraldo im Kontakt mit Protagonist*innen im politisch linken Spektrum. Im Interview erzählt er von den persönlichen Folgen dieses Wirkens. Wie hast du das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und der politischen Linken in Kolumbien erlebt? Das ist eine schwierige Geschichte. Die kolumbianische Kirche war extrem rechts, fürchterlich konservativ und papsttreu. Die Jesuiten waren dabei die Antikommunismus-Berater. Als Novize begeisterte ich mich für Camilo Torres. Er war ein Arbeiterpriester, Vordenker der Befreiungstheologie, ein sehr inspirierender Prediger. Er klagte: „Die, die lieben, haben keinen Glauben, und die, die glauben, lieben nicht“. Die Menschen fanden in ihm ein Christentum nah am Volk. Aber viele fragten sich: Warum verurteilt die Kirche ihn, obwohl er nur das „reine Evangelium“ verkündet? Sein Leben endete dann in der Guerilla. 20 SCHWERPUNKT

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