Transformation ist das moderne Zauberwort. Veränderung. Wir beginnen die Welt so zu sehen, wie Gott sie sieht. Im Blick des Gegenübers findet er uns und wir ihn. Spirituell gesprochen: Die Ich-Bezogenheit verliert ihre Legitimität, die Du-Bezogenheit findet ihre Berechtigung. Gottes Blick erreicht uns im Blick der Armen, der Hungernden, der von Krieg ungerecht Behandelten, der Leidenden. Er erreicht uns in der Schöpfung, in unserer Geschichte, in der Vergangenheit, der Zukunft und im Jetzt. Er erreicht uns im Blick der Fröhlichen und Zuversichtlichen, der Liebenden und Ermutigenden, eben im „banalen Leben“. Bei aller Vielfalt, Brüchigkeit und Festigkeit, in der der Blick Gottes uns erreicht, ist die bedingungslos geschenkte Verlässlichkeit des Lebens immer auch mit dabei. Es ist der „Augenblick in Ewigkeit“ (Ulla Hahn), der dir sagt: „Alles ist gut.“ Gabe und Aufgabe zugleich. Ob Madeleine Delbrêl dies so gesagt hätte, weiß ich nicht. Erfahren und gelebt, so scheint mir, hat sie es auf jeden Fall: „Geht hinaus in euren Tag … und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist … lasst euch von ihm finden in der Armut eines banalen Lebens.“ P. Wilfried Dettling SJ ist Bildungsleiter und stellvertretender Direktor des Lassalle-Hauses Bad Schönbrunn. Foto links: © zettberlin/photocase.com (Collage) 23
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