Jesuiten 2024-4 (Schweiz-Ausgabe)

Kennen Sie die Rue Raspail 11 in Ivry-sur-Seine? 1933 zieht Madeleine Delbrêl nach Ivry-sur-Seine. Bis heute ist das Haus, in dem Delbrêl mit ihren Gefährtinnen gelebt hat, ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Zwei Verantwortliche für diesen Ort berichten. Das Haus Nr. 11 auf der Rue Raspail in Ivry-surSeine: Hier kamen Madeleine Delbrêl und zwei Gefährtinnen, Hélène und Suzanne, 1933 an. Eine rote, arme Stadt, in der die Frage nach Gott nicht mehr hoch im Kurs war. Auch nach Madeleines Tod im Jahr 1964 lebten hier noch Mitglieder ihrer Gruppe. Die letzte, Suzanne Perrin, verließ das Haus im Jahr 2011. Sie starb 2018, zu dem Zeitpunkt, als Madeleine Delbrêl zur ehrwürdigen Dienerin Gottes erklärt wurde. Den Geist der Gastfreundschaft hat sich das Haus 11 Rue Raspail bewahrt. So lebten dort mehrere Jahre lang eine haitianische Familie sowie mehrere junge Frauen aus zerbrochenen Familien, die Madeleine aufgenommen und begleitet hatte. Einwohner*innen aus Ivry, die der Gruppe nahestanden, kamen regelmäßig, um dort das Evangelium zu lesen, so wie es Madeleine und ihre Gefährtinnen bei ihrem wöchentlichen Treffen recours à l‘Evangile („Rückgriff auf das Evangelium“) getan hatten. Im Jahr 2015 machten sich der Verein der Freunde von Madeleine Delbrêl, die Stadtverwaltung von Ivry und die Kirche an die Arbeit, um aus dem Haus einen Ort der lebendigen Erinnerung zu schaffen, einen Ort der Begegnung und des Dialogs, der allen Menschen offensteht, unabhängig von ihren Überzeugungen und Lebensumständen. Im Oktober 2020 konnte das Haus wiedereröffnet werden und empfängt seitdem die unterschiedlichsten Menschen: • Passant*innen, die den Garten genießen möchten. Einige staunen dann über die großen Porträts von Madeleine und versuchen, mehr über diese gewöhnliche und zugleich ungewöhnliche Frau zu erfahren. Andere Besucher *innen erzählen ein wenig von ihrer Geschichte und ihrem Elend , wenn man sich die Zeit nimmt, ihnen zuzuhören. • Zahlreiche Pilger(gruppen) kommen, um sich mit den Orten, an denen Madeleine gelebt hat, vertraut zu machen, sich von ihrer Biografie, Spiritualität und ihren Schriften inspirieren zu lassen. • Menschen aus Ivry oder den Nachbarstädten, ob gläubig oder nicht, kommen zum Dialog und diskutieren bei den Rencontres du 11 über politische Themen wie Migration und Laizismus. Das Haus soll dazu beitragen, den Geist Madeleine Delbrêls zu bewahren: Gastfreundschaft, Dialog und Aufmerksamkeit für jede*n, wer auch immer sie oder er ist. Übersetzung: P. Dag Heinrichowski SJ Marie-Noël und Jean-Christophe Brelle wohnen in der Rue Raspail 11. Sie haben vom Bischof von Créteil den Auftrag erhalten, das Haus von M. D. zu betreuen und sind in der Mission de France engagiert. Poträt: rechts © J.Faujour 5 SCHWERPUNKT

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