Jesuiten 2025-2 (Österreich-Ausgabe)

Lob als Haltung In seinen Geistlichen Übungen spricht Ignatius von Loyola von „Regeln zum richtigen Gespür in der Kirche“. Diese helfen den Übenden, sich mit der Kirche zu identifizieren und zu verbinden, indem sie deren Ansichten und Traditionen regelrecht „loben“. Wie das zu verstehen und ins Heute zu übersetzen ist, erläutert Pater Jörg Nies SJ im Interview. Die Regeln von Ignatius erscheinen recht traditionell, sie loben Sakramente, Reliquien, Kirchenschmuck, Enthaltsamkeit und „überhaupt alle Gebote der Kirche“. Würde Ignatius die Jesuiten heute „konservativer“ machen wollen? Die Regeln stehen am Ende des Exerzitienbuches und können als eine Art Übergang in den Alltag verstanden werden. Nach einer Zeit, die von einer tiefen und unmittelbaren Erfahrung Gottes geprägt ist, erinnert Ignatius an ganz praktische, konkrete Dinge. Beide Dimensionen gehören zusammen und sollten sich nicht ausschließen, sondern können sich ergänzen. Das gelingt zwar nicht immer, und es mag Bereiche geben, die schwer zugänglich bleiben. Dennoch sollen gerade die verschiedenen Weisen von Frömmigkeit, die es in der Kirche gibt, gelobt werden. Das kann die eigene Spiritualität bereichern, den Blick weiten und auf die Gemeinschaft der Kirche lenken. Auch wenn wir Jesuiten unsere bevorzugte Form gefunden haben, Gott zu suchen und zu finden, sollten wir die vielen anderen Möglichkeiten und Wege wertschätzen. 8

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