strophe und des sechsten Massenaussterbens von Tier- und Pflanzenarten eingeholt werden. Auch ich spüre das in manchen Momenten sehr stark. Und ich weiß: Dass mich das Leiden der Schöpfung durchzieht – als Angst, Trauer und Wut, körperlich, emotional und gedanklich – ist ein gutes Zeichen, denn es beweist einmal mehr, dass ich mit dem Rest der Schöpfung verbunden bin. Es ist trotzdem nicht immer leicht auszuhalten. Aber ist es nun angesichts dieser leidenden Schöpfung nicht eine billige Vertröstung, einfach lobend durch die Gegend zu gehen? Und schlimmer noch: Hält uns das nicht vom dringend notwendigen Handeln ab? Ich erlebe es anders. Zunächst, weil im Trost des Schöpfungslobs etwas Erlösendes liegt. Das wusste auch schon Ignatius. Er lädt in den Exerzitien dazu ein, Gottes Barmherzigkeit in allen Dingen zu finden und zu loben, etwa weil die anderen Geschöpfe uns trotz unserer Verstrickung in Sünde und Schuld weiterhin am Leben halten und uns „die Erde nicht verschlang“ (EB 60). Für mich ist das mit der Erfahrung verbunden, in den Frustrationen meines Engagements immer wieder zurückzufinden zu dem, wofür ich eigentlich kämpfe – indem ich das Leben feiere, das mir geschenkt wird. Außerdem bin ich wie Joe Übelmesser SJ überzeugt: Was man von Herzen lobt, kann man nicht so leicht zerstören. Vielmehr wachsen dadurch Verantwortungsgefühl und Kreativität. So sieht es auch Papst Franziskus in Laudato Si’, der Schöpfungslob-Enzyklika. Aber schon für Ignatius hängen Loben, Ehrfurcht Erweisen und Dienen eng zusammen. Diese Dreiheit steht für den menschlichen Lebenssinn (siehe EB 23). Dass die Schöpfung so sehr leidet, hängt gerade daran, dass ein Teil der Menschheit – die westliche Welt – den wertschätzenden und ehrfurchtsvollen Umgang mit ihr ausgehebelt hat. Lob und Ehrfurcht fließen hingegen in den rechten Gottes-Dienst, der immer auch MenschenDienst und Schöpfungs-Dienst als Antwort auf wahrgenommenes Leiden einschließt. Die Schöpfung ist ein umfassender Lobzusammenhang. Sich in ihn einzuklinken kann erden, befreien und beflügeln. Und, was haben Sie heute schon gelobt? Bild: © Panka Chirer-Geyer: Flow (Auscschnitt) P. Fabian Moos SJ lebt und arbeitet am Ukama-Zentrum für sozial-ökologische Transformation in Nürnberg. Außerdem ist er Laudato Si’-Beauftragter der zentraleuropäischen Jesuitenprovinz. 13
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