Jesuiten 2025-2 (Österreich-Ausgabe)

Lob, das wirklich ankommt Echtes Lob braucht mehr als gute Absicht: Es lebt von Achtsamkeit, Klarheit und echter Verbindung. Die Gewaltfreie Kommunikation zeigt, wie Anerkennung nicht bewertet, sondern berührt – weil sie das Gute sieht und benennt, was wirklich zählt. Loben erfordert Sensibilität, Authentizität, Verantwortung und eine klare, respektvolle Kommunikation. Loben sollte niemals missbraucht werden, sondern zu Gleichgewicht in der Beziehung, Empathie und Wertschätzung beitragen. In der herkömmlichen Kommunikation hat das Loben oft die Form einer Bewertung „Die Arbeit ist gut …“ und wird mitunter auch noch mit einer erzieherischen Komponente verbunden: „… und da geht doch bestimmt auch noch was!“ Es gibt Gründe, anders zu loben, denn so wird wenig erkennbar, auf was genau der Sprecher sich bezieht und was in ihm vorgeht. Verständnis und Verbindung zwischen den Gesprächspartnern werden dabei nicht unbedingt gefördert, gegebenenfalls sogar eher beeinträchtigt. Die Gewaltfreie Kommunikation (kurz GfK) nach Marshall B. Rosenfeld, auch „Einfühlsame Kommunikation“ genannt, macht es anders. Sie basiert auf der Überzeugung, dass einfühlsames Geben und Nehmen unserem natürlichen Wesen entsprechen. Der Begriff Gewaltfreiheit ist hier im Sinne von Gandhi zu verstehen und „meint unser einfühlendes Wesen, das sich wieder entfaltet, wenn die Gewalt in unseren Herzen nachlässt“. Daraus erwächst eine Lebensweise, die die Lebensqualität für uns und unsere Mitmenschen steigert, das Leben bereichert, verschönert und … feiert! Hierfür spielen nach Rosenberg die Sprache und der Gebrauch von Wörtern die entscheidende Rolle: Denken, sprechen und hören wir so zu, dass wir von Herzen geben und nehmen und selbst unter herausfordernden Umständen menschlich bleiben? Diagnostizierende, beurteilende, bewertende Aussagen betrachtet die GfK als gewaltvolle Kommunikation. Um stattdessen den Wunsch, einfühlsam und von Herzen zu geben, Wirklichkeit werden zu lassen, richtet sie das Bewusstsein, die konzentrierte Aufmerksamkeit auf das, was wir wahrnehmen, fühlen, brauchen und erbitten. Sie regt uns an, „uns ehrlich und klar auszudrücken und gleichzeitig anderen Menschen unsere respektvolle und einfühlsame Aufmerksamkeit zu schenken.“ Sie trainiert uns, „sorgfältig zu beobachten, die Verhaltensweisen und Umstände, die uns stören“ oder freuen, „genau zu bestimmen, zu erkennen, was wir konkret brauchen“, fühlen und worum wir bitten wollen „und das klar auszusprechen.“ Aus gewohnheitsmäßigen, automatischen Sätzen werden bewusste Formulierungen. Das alles gilt auch für das Loben. Es verfolgt in der GfK einzig die Absicht, hilfreiches Handeln oder eine Qualität bewusst zu machen, mit Rosenbergs Worten: „… die Art, wie unser Leben durch andere schöner wurde, zu feiern“. Im Zentrum steht die Fähigkeit, das Gute in der anderen Person oder der Situation zu erkennen und dieses auf eine Art und Weise auszudrücken, die nicht nur das Verhalten oder die Handlung beschreibt, sondern auch die betroffenen Bedürfnisse und Gefühle anerkennt. Mit der Struktur der GfK wird Lob als „Ich-Aussage“ formuliert und besteht aus drei Bestandteilen: • die Handlungen, die zu unserem Wohlbefinden beigetragen haben, • unsere jeweiligen Bedürfnisse, die sich erfüllt haben, und 18 SCHWERPUNKT

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