Jesuiten 2025-2 (Österreich-Ausgabe)

• die angenehmen Gefühle, die sich durch die Erfüllung dieser Bedürfnisse eingestellt haben. Die Benennung aller drei Bestandteile mag nicht immer passend oder erforderlich erscheinen; je konkreter wir sie allerdings benennen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Anerkennung richtig verstanden wird. Ein solcher Anspruch an das Lob kann allerdings auch als Zumutung und Zuviel des Guten verstanden werden: „Geht’s noch? Nun will man schon loben – und dann soll man auch noch über Gewaltfreiheit nachdenken?“ Solchem Unmut gewaltfrei zu begegnen, heißt, ihn ernst zu nehmen, und eröffnet die Chance, in einen produktiven Austausch über die Bedingungen bereichernden Lobens im Sinne der GfK zu kommen. Besonders bereichernd und förderlich kann Lob wirken, wenn zwischen den Kommunikationspartnern bereits ein Klima von Respekt, Achtsamkeit und Vertrauen herrscht. Hier ist einfühlsames Geben und Nehmen von Lob mit leichter Hand möglich. Es kann als reines Bewusstmachen einer positiven Interaktion, der gegenseitigen Wertschätzung und ohne Sorge vor darüber hinausgehenden Absichten des Lobenden angenommen werden. Eher nicht bereichernd und förderlich gestaltet sich die Situation, wenn über das reine Loben hinausgehende Absichten oder auch nur die Sorge vor solchen die positive Wirkung beeinträchtigen. Vor allem in asymmetrischen, hierarchischen oder organisationalen Kontexten sollte Lob daher stets bewusst, sensibel, transparent und zudem möglichst gleichmäßig ausgesprochen werden, um nicht die Befürchtung zu erwecken, eine überlegene Position systematisch, zum Vorteil einiger, zu Lasten anderer oder gar manipulativ zu benutzen. Es ist also auch klar von Feedback als Führungsinstrument zu unterscheiden, mit dem häufig auch Verbesserungspotenziale aufgezeigt, Verhaltensänderungen oder Leistungssteigerungen bewirkt werden sollen. Antje Spielbauer faszinieren und begleiten seit ihrer ersten Ausbildung in Mediation die der Gewaltfreien Kommunikation innewohnende Wahrhaftigkeit, Verantwortung und gleichzeitige Freiheit. QR-Code zur Langfassung des Textes Bild: © Panka Chirer-Geyer: Go with the flow II (Ausschnitt) 19

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