Jesuiten 2025-2 (Österreich-Ausgabe)

„Es ist gut, Du, Gott, bist gut.“ Als wir in einem Gottesdienst einige Tage später ein Gloria-Lied sangen, wurde mir klar: Ja, das, was ich da erfahren habe, das ist Lobpreis Gottes! Ich mache in meinem Inneren Platz für Gott, lasse ihn groß sein, ohne etwas zu unterdrücken oder zu verleugnen. Zu einer ähnlichen Erfahrung will Ignatius von Loyola in der Betrachtung zur Erlangung der Liebe aus dem Exerzitienbuch hinführen. Nachdem ich in den vorigen Übungen des Exerzitienbuchs auch mit meinen dunklen Seiten und dem Leid konfrontiert wurde, das zu mir und meiner Geschichte gehört, erinnere ich mich an all das Gute, was Gott mir getan hat, und überlasse mich diesem Innewerden der Liebe, mit der ich seit jeher geliebt bin. Diese Erfahrung führt wie von selbst zu einer Antwort: zur ‚Gegenliebe‘, zur Hingabe, zum Lobpreis. Wer Gott lobt, lässt ihn groß sein, ohne selbst darin zu verschwinden. Denn der Lobpreis hebt an aus der Erinnerung dessen, was eben gerade da ist. Wer Gott lobt, lobt das, was gerade gegenwärtig ist in seiner ganzen, unvollkommenen Fülle. Und er oder sie lobt den, der immer gegenwärtig ist. Ob diese Art des Lobes der Gegenwart den Engel Aloisius davon überzeugen würde, aus dem Hofbräuhaus wieder auf seine Wolke zurückzukehren? Gott zu loben kann jedenfalls noch mehr bedeuten, als in der Messe das Gloria-Lied mitzusingen. Der Lobpreis fordert mich, ganz und gar. So wie die Liebe. Gott wird nicht größer, weil wir ihn groß sein lassen. Aber mit unserem Lobpreis bringen wir ihm auch unser Herz. Und was gibt es Schöneres, als dem Geliebten seine Liebe zu zeigen? P. Sebastian Maly SJ stammt aus Frankfurt. Der Philosoph und Theologe arbeitet derzeit am Newman-Institut in Uppsala. Zu seiner Erfahrung mit Kontemplativen Exerzitien kommt auch eine Ausbildung zum Systemischen Therapeuten. Bild: © Panka Chirer-Geyer: Transitions 2 (Ausschnitt)

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