gen kann: Wir sehen, dass es nicht einfach mit einer Dienstleistung getan ist, sondern dass man sich auf die Hoffnung des ganzen Menschen einlassen muss. Wie schaffen Sie es, trotz Rückschlägen und Hindernissen in Ihrer Arbeit weiterzumachen? Ignatius rät uns zur „Kontemplation in Aktion“, einer Verbindung einer sehr aktiven Präsenz in der Welt mit einem spirituellen Element, die es uns erlaubt, im Rückbezug auf Gott und Gottes Plan für diese Welt immer wieder Position zu beziehen. Ich glaube, dass wir im Moment in einer Situation sind, die von Zerbrechlichkeit geprägt ist, weil überhaupt nicht mehr sicher ist, was morgen passieren wird. Die Geflüchteten sind die ersten, die diese Zerbrechlichkeit erfahren, weil sie die leichtesten Opfer sind. Die Herausforderung ist, sich bewusst auf diese Situation einzulassen und sich nicht einzuigeln. Nicht zu sagen: Das geht mich alles nichts an, ich muss mein eigenes Fell retten. Das wäre im persönlichen Bereich genau der Mechanismus, den die Politik im Moment im gesellschaftlichen Bereich versucht zu etablieren. Wie kann man sich auf diese Situation einlassen? In so eine Situation kann man sich nur aus einer Bewegung heraus hineinbegeben, die in Liebe ihren Ursprung hat. Wir sind dazu aufgerufen, den Menschen zu helfen und in eine Beziehung mit ihnen zu treten. Wir sind aber vor allem auch dazu aufgerufen, diese Menschen und uns mit den Augen Gottes anzuschauen. Dieser Blick ist unzerstörbar. Er ist nicht abhängig von der Politik oder einer noch so katastrophalen Weltsituation. Das ist letzten Endes der Kern der christlichen Hoffnung. Welche Hoffnungszeichen können wir als Gesellschaft Geflüchteten geben? Im persönlichen Bereich geschieht dies immer durch Begleitung. Die Botschaft hierbei ist: Du bist als Person wichtig. Das ist etwas, das jeder in seinem privaten Umfeld tun kann. Ein zweiter Schritt ist die Frage, wie wir diese Erfahrungen von persönlicher und gesellschaftlicher Integration vom privaten in den öffentlichen Raum tragen können. Ich glaube, das ist eine wichtige Herausforderung für die Zukunft, weil das garantiert, dass die positiven Erfahrungen auch im öffentlichen Raum und im politischen Leben repräsentiert sind. So können wir zeigen: Wir wollen das Narrativ des Hasses und der Vernichtung nicht haben und selbst nicht in so einer Gesellschaft leben. Interview: Eva-Maria Hartinger Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS Inspiriert durch das Beispiel Jesu Christi engagiert sich der Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS seit 45 Jahren für Geflüchtete und gewaltsam vertriebene Personen in mehr als 50 Ländern auf der ganzen Welt. Sein Auftrag ist es, sie zu begleiten, ihnen zu dienen und sich für sie einzusetzen, damit sie heilen, lernen und ihre Zukunft selbst gestalten können. www.jrs.net 33
RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==