alles, was das Leben innerlich schwer macht und den Menschen bedrückt. Sie steht im Gegensatz zur Verheißung des Evangeliums vom Leben in Fülle, zu dem wir berufen sind. Die Freude am Geschenk des Lebens bedeutet nicht nur ein Lob und die Verherrlichung Gottes, sondern sie ist auch Ausdruck der inneren Gesundheit! Der Weg zur Freude am Leben Doch wie gelangen wir zu solch tiefer Freude und Dankbarkeit für das Leben? Gefühle der Freude lassen sich weder auf Knopfdruck herstellen, noch kann die Unzufriedenheit durch eine Entscheidung sofort überwunden werden. Gefühle der Freude und Dankbarkeit sind Früchte unseres Lobens und Dankens, die Gott in uns wachsen lässt. Doch selbst loben und danken ist nicht immer einfach und setzt die bewusste Entscheidung dafür voraus. Unzufriedenen und verbitterten Menschen fällt das Loben schwer, da ihr Blick vor allem auf das Negative und Fehlende gerichtet ist, und sie dadurch bei sich selbst stehen bleiben. Daran ändert auch Eigenlob kaum etwas, da es nicht nach außen und für Beziehungen zu öffnen vermag. Beziehung entsteht nur in dem Maße, wie das Gegenüber als Geschenk, als Wert und Bereicherung wahrgenommen wird. Das Loben hilft, uns tiefer als Beschenkte zu erfahren, wie es ein Hochgebet treffend formuliert: „Du bedarfst nicht unseres Lobes, es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken. Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Loben und danken hängen zutiefst zusammen: Wir blicken dabei auf das Gute, das uns geschenkt wird, und bringen es lobend wie Maria im Magnificat zur Sprache. Loben verwandelt Das Loben macht uns selbst zu Beschenkten – und Gott möchte uns mit seiner Liebe beschenken. Unsere Berufung besteht darin, seine Liebe anzunehmen, um innerlich gesund und zu Zeugen seiner Liebe zu werden. Dies ist mit dem Satz der Exerzitien des Ignatius von Loyola angesprochen: „Der Mensch ist geschaffen, um Gott, unseren Herrn, zu loben, ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen.“ Gott zu loben, bedeutet, unsere Achtsamkeit auf seine Gegenwart und sein Wirken zu lenken, das heißt, wir sollen Gott in allen Dingen suchen, in jedem Menschen und in jeder Wirklichkeit. Mit anderen Worten: Wir sind dazu berufen, durch unser Loben die Liebe Gottes für andere sichtbar und erfahrbar zu machen. Wie dies konkret geschehen kann, führt uns Ignatius mit den Regeln zum Fühlen mit der Kirche vor Augen. Inmitten allen menschlichen Versagens – und ohne dieses zu leugnen oder zu verschleiern – sollen wir nicht nur selbst stets auf das Gute schauen, das Gott wirkt, sondern durch unser Loben auch den Blick anderer auf das Wirken Gottes in der Kirche hinlenken. Das Loben verlebendigt nicht nur unsere Beziehung zu Gott, sondern es verändert auch unsere Beziehung zu den Menschen und zur Kirche. Das Loben verändert vor allem uns, ja es versöhnt uns mit uns selbst und unseren Grenzen und Schwächen, sodass wir voller Lebensfreude und tiefer Dankbarkeit mit Paulus sagen können: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin!“ (vgl. 1 Kor 15,10). P. Anton Witwer SJ kurz „Toni“ genannt, studierte Theologie in Innsbruck und Spiritualität in Rom, wo er 20 Jahre an der Gregoriana und im Generalat tätig war. Seit 2018 ist er Superior in Graz. Bild: © Panka Chirer-Geyer: Movements I (Ausschnitt) Das Loben hilft, uns tiefer als Beschenkte zu erfahren. 3 SCHWERPUNKT
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