Geschaffen, um zu loben Wie wird das Lob Gottes zum Lebensprinzip? Schwester Melba zeigt, wie ignatianische Exerzitien dabei helfen können. Wie führe ich ein Leben, dass Gott zum Lob gereicht? Viele nähern sich den Exerzitien in ihren verschiedenen Formen, weil sie den Wunsch in sich spüren, dass in ihrem geistlichen Leben die Gnade, die sie in den Geistlichen Übungen empfangen, konstant und nachhaltig sei. Der ignatianische Entwurf richtet sich von Beginn an auf das Lob, sozusagen als Bestimmung des Wofürs der Existenz: „Geschaffen, um zu loben“ (EB 23). Das zu erkennen und zu verkosten, sich bewusst zu machen, ist Ziel und Horizont dieser geistlichen Erfahrung. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard († 1855) stellt die Verzweiflung als das Gegenteil des Glaubens und ihm also entgegengesetzt vor. Dabei versteht er Glauben als Man-Selbst-Sein angesichts Gottes, in Abhängigkeit von ihm (vgl. Søren Kierkegaard: Die Krankheit zum Tode). Die verzweifelte Haltung sperrt sich gegen das Staunen und die Dankbarkeit. Als Anzeichen der Verzweiflung können wir Unruhe, Betrübtheit und Misstrauen verstehen. Was lässt nun verzweifeln? Auf sich selbst bezogen und abhängig von den eigenen Kräften oder äußeren Umständen zu sein. Die selbstzerstörerischen Tendenzen vermehren sich gerade dort, wo ein größerer Druck auf das eigene, individuelle Selbst herrscht, auf meine Möglichkeiten, meine Verantwortung gegenüber meiner Selbstverwirklichung, dem Glücklich-Sein, dem MirGewachsen-Sein, weil ich meine, auf der Höhe mit mir selbst sein zu müssen, wodurch sich ein bodenloser Abgrund auftut. Das Lob rettet und befreit dank einem Du von der Hölle, die das Ich sein kann. Es ergibt sich eine doppelte Bewegung, die mich rettet, indem sie nämlich vorbeugt und Abhilfe schafft. Sie dient als Obhut, als Schutz, und gleichzeitig verwirklicht sie Barmherzigkeit. Das Lob kann eine Art und Weise sein, die Welt zu bewohnen und sie daher zu kreieren, aber nie in Einsamkeit. Vielmehr handelt es sich um eine Mitwirkung an der Schöpfung. Mit Ignatius können wir darum darauf bestehen: „Also ich allein, was kann ich schon sein?“ (EB 58). Wie kann ich also eine Welt mit dem Lob erschaffen? Die Eigenart des Lobes ist das Staunen, die dankbare, fast kindliche Bewunderung, die liebende Anerkennung. Es ist eine ursprüngliche Erschlossenheit, wie der deutsche Philosoph Martin Heidegger sagen würde, eine grundsätzliche Offenheit gegenüber dem In-der-Welt-Sein sowie eine Zielgerichtetheit meines GeschöpfSeins. Schlussendlich ist das Leben des Lobes ein Standpunkt, eine lebendige Verortung im Angesicht des Schöpfers und in bewundernder Beziehung zu allem anderen, denn von dieser Sichtweise aus wird alles als Geschenk wahrgenommen. Von der Warte her kann ich Kommunion erfahren: So viele Fürsprecher für mich! Übersetzung: Redaktion Sr. Melba del Pilar Neris Guzmán FI ist Mitglied der Töchter Jesu (Filiae Iesu), geistliche Begleiterin und Psychotherapeutin. Sie promoviert in Philosophie an der Päpstlichen Universität Javeriana in Bogotá. 5 SCHWERPUNKT
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