Jesuiten 2025-2 (Schweiz-Ausgabe)

„Ein Jesuiten-Magazin mit dem Titelthema ‚loben‘ könnte das Thema aus verschiedenen Perspektiven aufgreifen, sowohl spirituell als auch gesellschaftlich. Die Jesuiten, geprägt von Ignatius von Loyola und seiner Spiritualität, könnten ‚loben‘ tiefgehend und kreativ behandeln.“ So meint es zumindest der Algorithmus hinter ChatGPT auf meine Anfrage. Inwiefern dies gelungen ist, können Sie im Folgenden beurteilen. Tatsächlich ist es Anspruch und Idee der vorliegenden Ausgabe, aus verschiedenen Richtungen auf das Loben zu blicken. Die in diesem Heft versammelten Autor*innen nehmen Sie mit in Überlegungen zum Lob aus spiritueller Sicht, im biblisch-theologischen Rahmen, im Kontext sozialer Medien, in Hinsicht auf unser Verhältnis zur Kirche, deren Kirchenmusik und die Harmonie von Lob in einer leidenden Schöpfung. Dabei lesen Sie auch persönliche Erfahrungen, wie in Jugendarbeit und Schule Lob ein Beitrag zum gemeinsamen Wachsen sein kann. Es finden sich auch Hinweise darauf, wie Lob gewaltfrei und aufbauend gestaltet werden kann. So hilft es, die Wirklichkeit wertschätzend anzuerkennen. Das ganze Heft ist also eine Einladung, das Loben als Möglichkeit der Kommunikation und als Lebensweise neu für sich zu entdecken und sich die Mühe zu machen, gelungenes Lob wohlklingen zu lassen, wo wir doch von allzu viel disharmonischer Unmutsbekundung umgeben sind und das Gute manchmal im Hagel der Kritik untergeht. Abweichend von dem erwartbaren Skript für ein klassisches Editorial möchte ich Sie aber an dieser Stelle zu einem Experiment anstiften, das etwas subversiv anmuten könnte: Loben Sie andere hinter deren Rücken! Gehässiges Geschwätz, gegenstandslose Gerüchte, giftiges Gerede, das kennen wir nur zu gut. Und wir wissen, welche nachteiligen und gefährlichen Auswirkungen es hat, eine Umgebung, sei es der Arbeitsort, die Familie, der Freundeskreis oder die Kirchengemeinde, damit zu verseuchen. Das genaue Gegenteil ist aber genauso möglich. Sie werden merken, wie die künftigen Begegnungen großzügiger, gelassener und gerechter werden, wie eine vertrauensvolle Atmosphäre und ein Geist der Zusammenarbeit dort einziehen, wo sich vorher niemand richtig wohl, sondern sich alle eher kritisch beäugt gefühlt haben. Sie werden entdecken, welche Qualitäten die anderen hervorbringen und wozu wir Menschen in der Lage sind, wenn wir uns gegenseitig wohlwollend mitteilen und wertschätzend etwas Gutes anerkennen. Einander zu loben bringt eine Wettbewerbsgesellschaft ins Wanken. Liebe Leserin, lieber Leser, P. Fabian Retschke SJ Porträtfoto: © SJ-Bild EDITORIAL 1

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