Jesuiten 2025-2 (Schweiz-Ausgabe)

Des Lobes würdig Das Alte Testament ist ein Wegweiser inmitten menschlicher Schwächen für die kollektive Suche nach dem, was Gott lobt. Der kolumbianische Jesuit Uriel Salas betrachtet Gott als den, der selbst lobt. Gott preist sich im Alten Testament als „Ich bin, der ich bin“ (Ex 3,14). Doch mehr als eine Botschaft offenbart sich eine einzigartige Beziehung zwischen Gott und seinem Volk (Israel). Tatsächlich findet es Gott lobenswert, sich seinem Volk anzunähern, weil er von dessen Bedrängnis und Unterdrückung dazu herausgefordert wird. Er lobt das Wiederherstellen, indem er Zweideutigkeiten, Rückschritte und Fehltritte überwindet, um sein Volk zu Freiheit, Hoffnung und Schalom zu führen (Jer 33,6; Sach 8,12). Dieser Weg bezieht die Hörenden des Wortes Gottes mit ein, während sie im Vertrauen ihre Krisen durchleben. Entscheidend ist dabei die Sprache, denn Gott handelt gemäß seinem Wort (Dtn 1,1) und lobt die auf ihn hörenden Herzen (1 Sam 7,3; 16,7) mehr als Äußerlichkeiten. So beginnt eine konfliktreiche, aber fruchtbare Beziehung in Israel mit seinen Individuen und Institutionen. Doch was ist für Gott in dieser Beziehung des Lobes würdig? Zuerst ist es das Erschaffen, das Chaos in eine Ordnung verwandelt und Leben, Segen und Wohlergehen ermöglicht (Jes 45,18–19). Dann die Verheißung: Der Ödnis der Wüste folgt das fruchtbare Land. Gott mag es, Leben zu erneuern und Hoffnung zu wecken, bis Israel „Halleluja“ ruft (Psalm 113,7–9). Drittens lobt Gott die Befreiung seiner Schöpfung – er erträgt es nicht, dass sie versklavt, ausgebeutet oder beherrscht wird (Ri 10,15–16). Seine Barmherzigkeit führt ihn eher zum Umdenken als zur Strafe. Wer Menschenwürde achtet, lässt sich von diesem Geist leiten (Jes 61,2–2). Gleichzeitig beansprucht Gott selbst das Sagen – vor allem in der Ordnung der Gesellschaft nach Maßstäben von Heiligkeit, Recht und Gerechtigkeit. Machtmissbrauch und Selbstzufriedenheit vereitelt er zugunsten von Fürsorge und Schutz der Schwachen. Dieser Gott erfreut sich an Freiheit (Psalm 119,43–48). Zuletzt ist für Gott des Lobes würdig, mit seinem Volk unterwegs zu sein, „es zu versorgen und zu prüfen, damit sein Ebenbild in ihnen wächst“ (Gen 1,26). Sein Volk lebt im Übergang (Dtn 9,1): An der Schwelle zur Vernichtung gelangt es doch zur Rettung. Gott wählt ein Migrantendasein für sich und sein Volk (Jes 35,1–7). Klage, Angst und Flucht halten ihn nicht davon ab, weiter inmitten seines Volkes zu wandeln, Frieden zu bringen und unser (Psalm 8,5) zu gedenken. Uriel Salomón SALAS SJ ist Ingenieur und Theologe. Er lehrt Altes Testament an der Päpstlichen Universität Javeriana in Bogotá, Kolumbien. Seine Forschungsarbeit betreute einst P. Georg Fischer SJ. 4 SCHWERPUNKT

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