• Provinzial P. Thomas Hollweck SJ und Kardinal Michael Czerny beim Festakt in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Canisius-Kolleg Berlin: Ein Jahrhundert Bildung und ein neuer Aufbruch

Mit einem bewegenden Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und einem festlichen Programm hat das Canisius-Kolleg in Berlin am 31. Mai 2025 sein 100-jähriges Bestehen gefeiert – und eröffnete zugleich ein neues Kapitel: die offizielle Einweihung der Pedro-Arrupe-Schule, einer integrierten Sekundarschule unter dem Dach des Kollegs. Neben der Schulgemeinschaft und zahlreichen Gästen nahmen auch der Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für gesamtmenschliche Entwicklung, Kardinal Michael Czerny, Provinzial P. Thomas Hollweck SJ, der Rektor des Kollegs, P. Marco Mohr SJ und der Bürgermeister und Senator für Finanzen, Stefan Evers (CDU) am Festakt teil.

Kardinal Czerny ermutigte das gesamte Kolleg und den Jesuitenorden, in der Stadt Berlin die Frage nach Gott wachzuhalten und den Weg der sozialen Gerechtigkeit in einer Kultur der Vielfalt weiterzugehen und dabei den Schwächsten am Rande der Gesellschaft stets den Vorzug zu geben, sie einzubeziehen und aus deren Perspektive zu handeln.

Ein Bildungsprojekt für junge Menschen mit Fluchtgeschichte

Am Kolleg in der Tiergartenstraße lernen insgesamt 929 Schülerinnen und Schüler. Davon besuchen 829 das Gymnasium, während 100 junge Menschen die bereits 2019 gegründete Pedro-Arrupe-Schule besuchen, die sich auf Schüler mit Flucht- und Migrationserfahrung konzentriert und beim Festakt offiziell eröffnet wurde. Die Pedro-Arrupe-Schule entstand aus dem Engagement für geflüchtete Jugendliche, die 2015 nach Berlin kamen. Damals entschloss sich das Kolleg, nicht nur zu helfen, sondern dauerhaft neue Bildungsräume zu schaffen. Mit der Namensgebung wird Pedro Arrupe geehrt – ehemaliger Generaloberer des Jesuitenordens und eine Symbolfigur für Mitgefühl, Verantwortung und Weitblick.

In seiner Festanspreache würdigte Provinzial P. Thomas Hollweck SJ die Entscheidung als „ein starkes Zeichen: Wir stehen füreinander ein. Wir lassen niemanden draußen.“ P. Klaus Mertes SJ, ehemaliger Rektor des Canisius-Kollegs, betonte die Bedeutung dieses Schrittes auch im Lichte der eigenen Geschichte. Nur wer offen sei für Veränderung und Aufarbeitung – wie etwa im Umgang mit dem Missbrauchsskandal – könne glaubwürdig Zukunft gestalten. „Versöhnung braucht Wahrheit“, so Mertes, und Bildung sei „immer auch ein Weg zu Gerechtigkeit und Freiheit“.

Vom elitären Jungen-Gymnasium zu einem modernen Bildungsort

Das Canisius-Kolleg, 1925 als „Gymnasium am Lietzensee“ gegründet, hat sich im Lauf der Jahrzehnte stetig weiterentwickelt: Von der zunächst rein männlichen Eliteschule hin zu einem offenen, modernen Lern- und Lebensraum für junge Menschen aller Hintergründe. Seit 1974 werden auch Mädchen aufgenommen, der Fächerkanon wurde erweitert und die ökumenische Zusammenarbeit vertieft.

Das Jubiläumsfest spiegelt das heute von Vielfalt geprägte Kolleg: Musik, Ausstellungen, Gesprächsformate und ein großes Begegnungsfest vereinten Ehemalige, Familien, Lehrende und Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler präsentierten Projekte zur Geschichte des Kollegs und zu aktuellen Themen wie Demokratie, Migration und Spiritualität.

Das Jubiläum stand unter dem Leitmotiv „Hoffnung geben – Türen öffnen – Verantwortung übernehmen“. Mit der Einweihung der Pedro-Arrupe-Schule will das Canisius-Kolleg diesem Anspruch erneut konkret Gestalt geben – und einen starken Impuls für das zweite Jahrhundert seiner Geschichte setzen.

Website des Canisius-Kollegscanisius.de

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