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50 Jahre HFPH: „Wissenschaft hilft Politik Entscheidungen zu treffen“

München (KNA/r) - Die Politik kann nach Auffassung des Potsdamer Klimaforschers Ottmar Edenhofer das Klimaproblem nicht ohne neue Institutionen lösen. Bei einem Festvortrag zum 50-jährigen Bestehen der Hochschule für Philosophie (HFPH) in München plädierte der Wissenschaftler für die Schaffung einer Europäischen Klimazentralbank (EKZB), um den Emissionshandel voranzubringen. Die EKZB sollte künftig Zertifikate ausgeben und eine stabile Entwicklung des CO2-Preises sichern. Dadurch könne die strategische Zurückhaltung von Investoren aufgebrochen werden.

Die EKZB sollte flankiert werden durch die Einrichtung eines langfristigen Investitionsfonds, der Technologien wie Negativemissionen und synthetische Kraftstoffe befristet vorfinanziert, so Edenhofer. Regierungen und Parlamente müssten von technokratischen Fragen entlastet werden, begründete er seinen Vorschlag. Dazu sei ein sozialer Lernprozess erforderlich.

Es sei notwendig, nicht nur ferne Klimaziele zu formulieren, sondern auch gangbare Wege dorthin zu finden, so der Forscher. Die Wissenschaft könne dafür eine Infrastruktur bereitstellen und gute von schlechten Kompromissen unterscheiden helfen. Aushandlungsprozesse und das Finden von Mehrheiten sollte sie aber der Politik überlassen und sich nicht selbst auf einen bestimmten Weg festlegen. Der Klimaökonom ist Absolvent der HFPH.

„Wir brauchen philosophische Impulse und Beratung“, betonte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann in seinem Grußwort der Staatsregierung. Gerade in den tagesaktuellen Entscheidungen dürfe die Politik das Nachdenken über die Grundlagen des Zusammenlebens und die Grundsätze und langfristigen Perspektiven nicht aus dem Blick verlieren.

HFPH-Präsident Johannes Wallacher kündigte eine vertiefte Behandlung philosophischer, ethischer und sozialwissenschaftlicher Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung Künstlicher Intelligenz an. Dazu werde seine Hochschule in Kürze ein gemeinsames Zentrum mit der Universität Augsburg und der Technischen Universität München (TUM) gründen. Eine neue, vom Freistaat finanzierte Professur für Wissenschaftstheorie, Natur- und Technikphilosophie mit Schwerpunkt Künstlicher Intelligenz ist gerade an der HFPH besetzt worden. Den Ruf erhielt der Karlsruher Forscher Benjamin Rathgeber.

P. Christian Rutishauser SJ, Delegat der Zentraleuropäischen Provinz für Hochschulen, nannte das „gewagte Projekt“, die Ausbildungseinrichtung des Ordens im November 1971 von Pullach nach München in die Kaulbachstraße zu verlegen, gelungen. Eine Philosophie zu vermitteln, die gesellschaftliche Prozesse reflektiere sowie solide systematische Grundlagen lege, sei das Markenprofil der Hochschule. „Transformatives Wissen und kritisches Denken ist gefragt.“ Mit ihrem eigenen Charakter in der bayerischen Hochschullandschaft wolle die Hochschule wolle einen Mehrwert schaffen. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die Vorgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, die in Ingolstadt begründet worden war, wo der Hl. Petrus Canisius, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, bereits ab 1549 tätig war. In dieser Tradition eines christlichen Humanismus verstehe sich die Hochschule.

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