• Osternacht in der Citykirche Sankt Michael in Göttingen
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Allen Leserinnen und Lesern ein frohes Osterfest!

Wer sich dem Blick in die Welt nicht entzieht, sieht unausweichlich Orte von Sterben und Tod. In fernen Ländern und manchmal ganz nah sterben Menschen, sterben Pläne, sterben Hoffnungen.

Vor kurzem durfte ich in Rom an einer Fortbildung für Jesuitenprovinziäle teilnehmen. Am letzten Abend waren wir mit der Gruppe in den Camerette, den Räumen gleich neben der Kirche Il Gesù, in denen Ignatius von Loyola als Generaloberer der Jesuiten lebte und arbeitete. In einem der Räume steht auf einer schlichten Steinplatte im Boden „HIC OBIIT PATER IGNATIUS 31 VII 1556“. Hier starb am 31. Juli 1556 Pater Ignatius. Heute wird dieser Raum als eine kleine Kapelle genutzt, wo wir als Gruppe zusammen mit unserem jetzigen Generaloberen P. Arturo Sosa SJ Eucharistie feierten. Danach blieben einige noch zum stillen Verweilen. Mancher wird noch ein persönliches Gebet gesprochen haben, vielleicht in einem besonderen Anliegen, so wie es viele der Besucherinnen und Besucher tun werden, die hier Tag für Tag vorbeikommen. Ein Ort, an dem ein Mensch starb, ist zu einem Ort der Eucharistiefeier, der Besinnung, für manche wahrscheinlich zu einem Ort der Inspiration, vielleicht sogar der Hoffnung und Ermutigung geworden.

Dieser Zusammenhang berührt mich. Er verweist mich auf die Karwoche und Ostern. Das Kreuz als „Ort“ des Todes und zugleich als „Ort“ der Inspiration, der Hoffnung, der Ermutigung, als Hinweis auf Leben, das überraschend von woanders her geschenkt wird, kommt in den Blick – weil Jesus (Il Gesù) Christus uns lebendig nahe ist, etwas bedeutet, uns „alles“ bedeutet, wie der Jesuit Pedro Arrupe einmal sagte. 

Die Welt ist voller Todesorte. So viel Sterben. So viel Schmerz. So viel Leiden. So viel Dunkelheit. Gerade die Todesorte brauchen unsere Gebete, unsere Verbundenheit in Jesus Christus, unseren Glauben, unseren liebenden Blick und unsere Auferstehungshoffnung. Wir haben Grund dazu, weil Gott ein Gott des Lebens ist.

Ich wünsche allen ein gesegnetes Osterfest,

Ihr Thomas Hollweck SJ

Zur Person:

Thomas Hollweck SJ

Seit dem 31. Juli 2024 leitet Pater Thomas Hollweck SJ als Provinzial die Zentraleuropäische Provinz der Jesuiten. Der gebürtige Oberpfälzer trat 1992 in die Gesellschaft Jesu ein. Er studierte Theologie in Eichstätt und Rom. Nach einem Aufbaustudium in "Spiritueller Theologie" in Madrid wurde er 1999 in St. Michael in München zum Priester geweiht. Seit 1998 arbeitete er in der Hochschulpastoral in München und war von 2003 bis 2009 Kirchlicher Assistent der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) in Deutschland. Anschließend wurde er Spiritual und Priesterseelsorger im Erzbistum Hamburg. Von 2015 bis 2024 war Pater Hollweck Novizenmeister des Ordens und seit 2021 zugleich Delegat für Junge Menschen und Berufungen der Jesuiten in Zentraleuropa.

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