Augustas Kalinauskas stammt aus Litauen. Dort kam er bereits als Schüler mit den Jesuiten in Berührung – acht Jahre lang besuchte er ein Jesuitengymnasium in der Hauptstadt Vilnius. „Die Schule hat mir nicht gefallen“, sagt er schmunzelnd, „aber die Jesuiten“. Er habe bei ihnen „ganz viel Freude und Ruhe gespürt“. Das zog den jungen Mann an. So war es kein Wunder, dass er 2013 einen Jesuiten-Freiwilligendienst in Birmingham ableistete und mit Obdachlosen arbeitete. Nach dem Abitur studierte er litauische Philologie in Vilnius. Als Erasmus-Student kam er das erste Mal nach Deutschland.
Florian Willems ist am Niederrhein geboren und in Sachsen-Anhalt aufgewachsen. Auf das Abitur in Magdeburg folgte eine Ausbildung zum Geigenbauer in Berlin. Nach zwei Jahren als Geselle schloss der junge Mann noch ein Theologiestudium an. „Als Zweitfach habe ich noch Geschichte auf Lehramt studiert „, berichtet er. Im Sommer 2019 schloss er sein Studium ab. Vor dem Noviziat hat er schon ein paar Mal in den Orden hineingeschnuppert, bei einer Zukunftswerkstatt etwa oder während einer Woche des Mitlebens in einer Berliner Kommunität.
Probeweise voll dabei
Die Novizen haben die Zeit in Ludwigshafen genossen. Untergebracht waren sie im Heinrich Pesch Haus und sind von der dortigen Kommunität mit offenen Armen aufgenommen worden. „Wir sind probeweise voll dabei“, fasst es Florian zusammen. Er habe das Gefühl, dass die Mitbrüder sehr an der Meinung der Novizen interessiert seien.
Und was bewegt die beiden jungen Männer, sich für ein Leben als Jesuit zu interessieren? Für Augustas Kalinauskas ist es die Möglichkeit, quasi als Weltpriester zu arbeiten und ganz viele verschiedene Dinge machen zu können. „Ich finde es super cool, Gott in allen Dingen zu finden“, sagt er. Die soziale Dimension der Jesuiten ziehe ihn an. So ist es sein Wunsch, sich später für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, auf jeden Fall mit Menschen zu arbeiten. Und das gerne „an der Peripherie, an den Grenzen der Existenz“.
Ähnlich sieht es Florian Willems. Ihn hat die große Breite in der Gesellschaft Jesu angezogen. „Manche arbeiten im karitativen Bereich, andere an Schulen oder an Akademien“, sagt er. Ihm sei es wichtig, eine umfassende Perspektive auf seine Lebensgestaltung zu bringen, ohne dass alles in völlig isolierte Teilbereiche wie Familie, Beruf, Kirchengemeinde zerfällt. Gerne möchte er nach dem Noviziat an eine Schule gehen und noch sein Referendariat machen.
Als nächstes steht für die Novizen eine Zeit im Rupert-Mayer-Haus an, dem Noviziatshaus in Nürnberg, bevor sie wieder zu neuen Projekten starten, beispielsweise einer 30-tägigen Pilgerreise, die sie zu Fuß und ohne Geld bestreiten müssen. Für neuen Wind ist also auch zukünftig gesorgt.
Dr. Anette Konrad