• Ankunft in Tel Aviv
  • Der Hafen von Jaffo
  • Pater Rutishauser in der in der byzantinischen Georgskirche von Lod
  • Mittagessen bei Yasmin Barhoum, einer Schweizerin, die einen Palästinenser geheiratet hat
  • Wo sich Jesus und Johannes der Täufer je im Mutterleib begegneten
  • Ankunft in Jerusalem
  • Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg
  • Warten auf den Rückflug
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Auf den Spuren von Ignatius im Heiligen Land

P. Christian Rutishauser SJ ist mit einer Gruppe von 35 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Fuß von Jaffo nach Jerusalem gepilgert - 500 Jahre nach Ignatius‘ Pilgerfahrt. Er berichtet von seinen Erlebnissen:

Ignatius war unser Beschützer auf dem Pilgerweg: Der Waffenstillstand zwischen Islamischem Dschihad, der vom Gazastreifen aus Hunderte von Raketen auf Israel abschoss, wurde erst in der Nacht erreicht, bevor wir nach Tel Aviv flogen. Und am letzten Tag, in Jerusalem angekommen, besichtigten wir den Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom. Die heilige Stätte war friedlich, auch wenn nur zwei Stunden zuvor der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir provokativ den Tempelberg besucht hatte. Anlässlich des Jerusalem-Tags, der die Eroberung der Stadt und ihre Vereinigung durch Israel im Sechs-Tage-Krieg feiert, wollte er den Anspruch auf den drittwichtigsten Pilgerort des Islams markieren. Wie zur Zeit des heiligen Ignatius sind also auch heute kriegerische Auseinandersetzung und Konflikt an der Tagesordnung. 1523 konnten auch nur wenige Pilger Venedig in Richtung Heiliges Land verlassen, weil die Türken gerade Rhodos erobert hatten. Umso wichtiger war es, ohne Angst für den inneren und äußeren Frieden zu pilgern.

Ignatius beschreibt sich, auf das Leben zurückblickend, als Pilger. So nennen wir seinen geistlichen Lebensbericht zu Recht „Bericht des Pilgers“. Das Unterwegssein zu einem heiligen Ort ist für ihn eine Lebensmetapher geworden. Doch als er von Manresa nach Jerusalem aufbrach, hatte er die feste Überzeugung, nicht nur nach Jerusalem zu pilgern und wieder nach Hause zurückzukehren. Er wollte vielmehr den Rest seines Lebens in Jerusalem bleiben, dort den Seelen helfen und die Muslime bekehren. Gerade darum haben wir einen ersten Tag in Tel Aviv verbracht, den Stadtkern dieser ersten „Hebräischen Stadt“ und die Siedlung der frommen Pietisten aus dem 19. Jahrhundert besichtigt. Letztere ist heute sorgfältig renoviert, ganz von Hochhäusern umgeben. Wir haben uns die Frage gestellt, was unsere Motivation ist, ins Heilige Land zu kommen? Christen aller Jahrhunderte wollten da heilige Stätten besuchen, in die Heilsgeschichte eintauchen, Jesus nahe sein oder auch einfach die Bibel besser verstehen. Die Kreuzfahrer aber zum Beispiel wollten im Land der Bibel ein Gemeinwesen aufbauen. So auch die modernen Zionisten. Evangelikale Christen wiederum kommen auch heute ins Land, um die Heimkehr des jüdischen Volkes, die Wiederkunft Christi und das Ende der Zeit zu beschleunigen. In Jaffo, das mit Tel Aviv zusammengebaut ist, haben wir natürlich auch der Ankunft des Ignatius gedacht, aber auch, dass sich von hier aus der Glaube an Christus über das Judentum hinaus verbreitet hatte, wie in Apg 11 geschrieben steht.

Am ersten wirklichen Pilgertag sind wir in Lod vorbeigekommen, wo der Heilige Georg begraben liegt. Er ist der große Drachentöter, der das Böse besiegt. An seinem Grab haben wir gebetet, ist doch jeder Pilgerweg wie die Exerzitien ein Weg der Umkehr und ein Weg der Reinigung. Am zweiten Tag ging es über Emmaus hinauf in die Berge von Judäa. Wie an jedem Tag sind wir eine Zeit im Schweigen gegangen, haben Psalmen gebetet und Gottesdienst gefeiert. Wir haben aber auch viele vertraute Gespräche geführt und die wunderbare Schöpfung mit ihren Tieren und Blumen und Bäumen wahrgenommen. Am dritten Tag feierten wir den Gottesdienst in Abu Gosch, wo Maria von der Bundeslade verehrt wird. Am Mittag aßen wir mit einer palästinensischen Familie und hörten von Yasmin Bahoun, wie sie als Muslima lebt. Dialog mit dem Islam gehört heute zum Gebot der Stunde. Der vierte Pilgertag begann in Ein Kerem, wo Maria Elisabeth besucht hat. Da sind sich Jesus und Johannes der Täufer je im Mutterleib schon begegnet. Auch im Neuen Testament beginnt die Heilsgeschichte in einer jüdischen Großfamilie.

In Jerusalem angekommen, besuchten wir zuerst die Grabeskirche. Golgotha und das leere Grab sind für Christen doch die wichtigsten heiligen Stätten, weil hier Jesus für uns am Kreuz gestorben und von den Toten erweckt wurde. Da sangen wir das Anima Christi, das Ignatius so lieb war. Doch wir gingen auch zum Ölberg, wo er die Fußabdrücke des Himmelfahrenden Christus unbedingt nochmals sehen wollte, nachdem ihm bewusst geworden war, dass er nicht bleiben kann und nach Spanien zurückkehren muss. Vom Auferstandenen wollten auch wir Pilger uns in die Welt senden lassen. Denn Christus der König, der zur Rechten Gottes erhoben ist und seine Jünger in die Welt sendet, ist das Paradigma für die zweite Exerzitienwoche, ist Herzstück ignatianischer Spiritualität. Später ließ sich Ignatius bekanntlich zusammen mit seinen Gefährten in Rom nieder. Die Jesuiten lassen sich vom Papst als Stellvertreter Christi auf Erden senden. Doch die Sendung vom Himmelfahrenden ist unmittelbar und kommt letztlich von Jerusalem, ja vom Ölberg aus.

P. Christian Rutishauser SJ

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