In Zusammenarbeit mit Universitäten auf der ganzen Welt bietet Jesuit Worldwide Learning (JWL) Menschen in Flüchtlingslagern, Krisengebieten und anderen benachteiligten Umständen Bildung an. 13.000 Studentinnen und Studenten lernen auf diese Weise zum Beispiel Englisch, 2.500 absolvieren ein Uni-Studium. Was 2010 als Pilotprojekt von Jesuiten-Universitäten in den USA begann, wird heute von einem kleinen Büro in Genf aus weltweit koordiniert. Pater Peter Balleis SJ leitet die Organisation seit 2016. Im Interview verrät er, warum JWL so erfolgreich ist.
Pater Balleis, Sie wurden 1988 in Simbabwe zum Priester geweiht und waren als Leiter von jesuitenweltweit und Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes JRS viel in der Welt unterwegs. Wie viele Sprachen sprechen Sie?
Ich habe immer versucht, viele Sprachen zu lernen. Ich glaube, es sind sechs, aber halt schlecht. Gestern musste ich einen Französischtest machen. Ich hoffe, es reicht, dass ich die Genfer Aufenthaltsgenehmigung bekomme. (lacht)
Wollten Sie schon immer in die Mission?
Ich bin bei den Jesuiten eingetreten unter der Bedingung, in die Mission geschickt zu werden. Das geht auf den heiligen Ignatius zurück: Wer in die Mission will, darf das beim Eintritt sagen. Das habe ich klar ausgedrückt. So wurde ich nach Simbabwe geschickt, der Rest hat sich dann ergeben. Internationale Arbeit ist vielleicht das Einzige, was ich kann.
Sie sind also nicht nur ein Sohn des heiligen Ignatius, sondern auch ein Sohn des heiligen Franz Xaver.
(lacht) Ja, vor kurzem war ich sogar an seinem Grab in Goa, Indien.
Mit Jesuit Worldwide Learning bringen Sie Bildung zu Menschen an den Rändern der Gesellschaft. Warum ist das so wichtig?
Bildung ist der Schlüssel zu jeder Weiterentwicklung. Deshalb ist Bildung auch ein Menschenrecht. Wenn wir eine friedlichere, gerechtere und nachhaltigere Welt wollen, müssen wir in Bildung investieren, gerade bei jungen Menschen. Und zwar auch dort, wo Menschen ausgegrenzt sind: in Flüchtlingsunterkünften, in Krisengebieten oder bei benachteiligten ethnischen oder religiösen Minderheiten. Wir bieten unsere Programme zum Beispiel im Irak, in Afghanistan, in Kenia oder im Amazonasgebiet an.
Das hört sich nach aufwändiger Organisation an. Wie funktioniert JWL?
Wir arbeiten weltweit mit rund 15 Universitäten, die meisten davon Jesuiten-Universitäten, sowie fast 100 Lernzentren in 35 Ländern und lokalen Partnern in verschiedenen Provinzen der Jesuiten zusammen. Die Hochschulen stellen die Kurse und Inhalte auf der von uns entwickelten eLearning-Plattform bereit. Das ist sozusagen das digitale Klassenzimmer, in dem unsere Studentinnen und Studenten lernen und ihre Prüfungen machen. Dabei werden sie von Dozierenden der Universitäten und Tutoren vor Ort begleitet. Dieses Modell ermöglicht es uns, international akkreditierte und hochwertige Universitätsbildung anzubieten. Und das kostenlos.
Die Studierenden benötigen also nur ein Mobilgerät oder einen Computer.
Ja. Ein entscheidender Punkt unserer Lernplattform ist, dass alle Inhalte downloadbar sind. Hintergrund ist, dass nicht immer überall Zugang zum Internet besteht und es zudem Gegenden auf der Welt gibt, in denen das Lernen, zum Beispiel von Frauen, nicht im öffentlichen Raum stattfinden sollte.
Welche Fächer studieren die Menschen bei JWL?
Der Großteil unserer Studierenden lernt Englisch. Das ist einfach die Grundvoraussetzung, um sich in vielen Gebieten der Welt bewegen zu können und weiter zu studieren. Dann gibt es die akademischen Zertifikate und Programme, etwa in Nachhaltiger Entwicklung, Öko-Tourismus, Webdesign oder ein Grund- und Aufbaustudium in Geisteswissenschaften. Viele unserer Absolventinnen und Absolventen werden in ihren Gemeinschaften zu Multiplikatoren oder zu Lernbegleitern. Sie tragen ihr Wissen weiter und fördern andere in ihrer Ausbildung.
Jesuit Worldwide Learning gibt es schon seit 14 Jahren. Universitäten wie Cambridge machen mit. Was ist das Erfolgsrezept von JWL?
Organisatorische Erfolgsfaktoren sind sicher die von uns entwickelte eLearning-Plattform und unser Netzwerk, in dem wir Universitäten und Hilfswerke zusammenbringen. Wichtig ist aber auch der ignatianische Geist, von dem JWL beseelt ist. Nicht umsonst hat sich der Orden weltweit als eine wichtige Leitlinie gegeben, an der Seite der Armen zu gehen. JWL tut genau das. Vielleicht ist JWL deshalb so erfolgreich: Weil wir unsere Arbeit als christlichen Dienst an den Armen verstehen.
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