Canisius-Kolleg zeichnet ziviles Engagement aus

Berlin (ts) - Verantwortungsbewusstsein und der Schutz der Würde des Einzelnen sind die Grundpfeiler der Gemeinschaft des Canisius-Kollegs. Das betrifft die Gegenwart und Zukunft, aber auch die Vergangenheit des Kollegs. Am 28. Januar 2010 berichtete die Berliner Morgenpost als erste Tageszeitung von der Gewalt, die Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre sehr vielen Schülern des Kollegs angetan wurde. Zwei Jesuiten, die in der Jugendarbeit und der Schule arbeiteten, missbrauchten das Vertrauen von Schülerinnen und Schülern und taten ihnen furchtbare Gewalt an unter dem Deckmantel, das sei zu ihrer Erziehung nötig. Diese Ereignisse betreffen das Kolleg bis heute: Nicht nur, weil hier Kindern und Jugendlichen Leid angetan wurde, die dem Kolleg anvertraut waren. Es wurden auch grundlegende Dinge verletzt, die dem Kolleg wichtig sind:

  1. Es wurde das Vertrauen von Jugendlichen zu Seelsorgern ausgenutzt. Dabei sollen die Schüler*innen allen Mitarbeitern Vertrauen schenken dürfen, ohne dass dies missbraucht werden kann. Das muss das Kolleg sicherstellen.
  2. Es waren so viele Schüler betroffen, dass man sich ehrlich fragen muss, wie es möglich sein kann, dass keine anderen Menschen es mitbekommen haben. Keiner hat damals Verantwortung übernommen und die Täter gestoppt, z.B. weil man sich Sorgen um den Ruf der Schule machte. Die Schüler*innen sollen aber lernen, Verantwortung zu übernehmen. Sie haben das Recht zu erwarten, dass Lehrende ihnen mit gutem Vorbild vorangehen und die Schwachen schützen.
  3. Die Kinder und Jugendlichen haben damals versucht zu erzählen, was ihnen passiert ist. Und niemand hat ihnen geglaubt.

Die Betroffenen leiden noch heute an den Folgen. Sie haben dem Kolleg 2010 etwas Entscheidendes gegeben: Sie haben von ihren Erlebnissen erzählt, damit heute Vorbeugung geschieht und dass an der Schule in Zukunft nicht mehr weggeschaut wird, sondern Verantwortung für andere übernommen wird. Die Täter waren Jesuiten. Und Mitbrüder aus der Kollegs- und Ordensleitung haben dazu geschwiegen und die Ideale des Kollegs verraten. Der Jesuitenkommunität am CK, die davon noch heute betroffen ist, möchte deshalb eine Gelegenheit schaffen, bei der an diese Ereignisse erinnert und darüber nachgedacht wird, was diese Geschichte für heute bedeutet. Um dafür einen Rahmen zu schaffen, wird beim Sommerfest ein Preis verliehen.

Es soll ein Preis sein, der Engagement ehrt, wo jemand oder eine Gruppe aus der Kollegsgemeinschaft sich vorbildlich engagiert hat für andere. Wer

  • hat hingeschaut, statt wegzusehen?
  • hat gesprochen, statt zu schweigen?
  • hat Verantwortung übernommen, statt nichts zu tun?

Der oder die Preisträger sollen beim Sommerfest des Canisius-Kollegs am 14. Juli 2016 eine Auszeichnung und einen Geldpreis erhalten.

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