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Die Masken ablegen…

In seinem Impuls zu Aschermittwoch lädt uns der Direktor des Kardinal König Hauses in Wien, P. Friedrich Prassl SJ, ein, unsere Masken abzulegen. Damit meint er nicht die medizinischen/FFP2 Masken, die uns vor Corona schützen.

Es kam mir heuer überhaupt nicht in den Sinn nach der langen Zeit der Maskenpflicht noch eine bunte Faschingsmaske aufzusetzen, mich zu verkleiden, mich fröhlich zu schminken und unbeschwert eine vergnügte Faschingszeit zu feiern. Der Covid-Alltag und das aktuelle Kriegsdrama in unserer Nähe laden nicht dazu ein, in eine fröhliche Faschingszeit zu fliehen. Der Alltag mit aller spür baren Zurückhaltung, Erschöpfung und Gereiztheit bei vielen Menschen, die öffentlichen und privaten Extreme von Hysterie und resignierter                                 Gleichgültigkeit erweckten schon lange vor Ostern den Eindruck einer „Dauerfastenzeit“, in der wir im persönlichen und beruflichen Alltag manches hinter Masken verbergen, auch um uns selbst zu schützen.

Wahrscheinlich tragen wir alle im Alltag solche inneren und äußeren „Schutz-Masken“. Es gibt verschiedenste Anlässe und Gründe dafür. Einer ist vielleicht, die eigenen Schwächen zu verstecken. Wir sind es gewohnt, die kleinsten Fehler und Schwächen unserer Mitmenschen zu sehen, aber wollen gleichzeitig vermeiden, dass man unsere eigenen bemerkt. Darum brauchen wir diese Masken in unterschiedlicher Form – nicht nur im Fasching: Masken der Höflichkeit, der äußeren Freundlichkeit, der Fröhlichkeit, der Überlegenheit, der Überheblichkeit, des Stolzes, der Demut... Wir entscheiden uns meistens selbst, solche Masken zu tragen: Sie dienen dazu, unser Selbstbild zum Ausdruck zu bringen, wie wir uns gerne anderen präsentieren. Dabei stimmen die innere Befindlichkeit und das Äußere nicht immer überein.

Unsere Masken abzulegen, sich manches abzuschminken, das unsere kleineren und größeren Fehler und Schwächen verdeckt oder verbirgt, ist eine ständige Herausforderung. Unser Gegenüber durchschaut unsere Maske oft eher als wir es selbst tun. Und gerade dort, wo andere unsere je eigenen kleineren und größeren Fehler und Schwächen nicht sehen, da sollten wir selbst sie uns ehrlich eingestehen. Auch wenn wir uns dann ohne Masken und Schminke vielleicht manchmal traurig, verletzlich und armselig fühlen, dürfen wir den Mut haben, diese eigene Armseligkeit im Blick auf Ostern ehrlich anzusehen und auszuhalten.

Die Fastenzeit lädt uns wieder dazu ein, viele Masken vertrauensvoll abzulegen, weil wir sie vor Gott und vor den Menschen, die uns nahestehen, nicht brauchen. Solche inneren und äußeren Masken abzulegen, ermöglicht einen weiten, freien, ehrlichen Blick auf uns selbst und auf die Menschen um uns herum. Wenn wir mehr mit Augen und Ohren des Herzens aufeinander achtgeben, dann fällt es uns leichter, nachsichtig mit unseren Fehlern und Schwächen und der unserer Mitmenschen umzugehen – das wünsche ich besonders in dieser Fastenzeit.

Autor:

Friedrich Prassl SJ

Pater Prassl wurde 1964 in Bad Radkersburg geboren. Er arbeitete als Touristikkaufmann in Lausanne, Zürich und Toronto, bevor er 1992 in das Priesterseminar in Graz und 1995 in das Noviziat der Jesuiten in Innsbruck eintrat. Nach seinen philosophischen und theologischen Studien empfing Pater Prassl 2002 in Innsbruck die Priesterweihe. Es folgten eine mehrjährige Tätigkeit als Subregens, Studienpräfekt und Ökonom im Collegium Canisianum und ein Spezialstudium in Spiritualität in Rom. Von 2010 bis 2017 leitete er das Internationale Theologische Kolleg Canisianum in Innsbruck. Seit 2018 ist Pater Prassl Direktor des Kardinal König Hauses in Wien.

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