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„Die schwänzen doch bloß“

„Wir schwänzen nicht“, sagt Nikolai Suchanow. Deutschlandweit gehen Jugendliche unter dem Titel „Friday4Future“ auf die Straße und demonstrieren gegen die aktuelle Klimapolitik. Mit dabei ist auch Nikolai Suchanow von der KSJ Hamburg (Katholische Studierende Jugend). Die KSJ ist ein Jugendverband in ignatianischer Tradition. In Hamburg wird das besonders dadurch deutlich, dass die Geistliche Leitung einem Jesuiten, Björn Mrosko SJ, anvertraut ist. Heute berichtet er für uns von einer ‚Friday4Future‘ Demo aus Hamburg und seine Beweggründe.

Ganz spontan haben Julia und ich uns entschlossen zur Fridays for Future Demo zur gehen. Wir beide sind keine Schüler mehr. Doch da uns wie so vielen anderen Jugendlichen die Thematik sehr am Herzen liegt, haben wir, nachdem wir von der Versammlung am Rathaus gehört haben, uns gleich auf den Weg dorthin gemacht.

Tausende Schüler waren an dem Tag in der Innenstadt zusammengekommen, für den einen gemeinsamen Zweck: Die Regierung und Gesellschaft im Thema Klimaschutz zum Handeln zu bringen.

Fridays for Future.

Es geht hierbei um viel mehr als um Umweltschutz.  Es geht um unsere Zukunft. Um die Zukunft aller jungen Menschen dieser Welt. Nach einigen Reden der Schüler und Veranstalter trat auch die mittlerweile für den Friedensnobelpreis nominierte Greta Tunberg ans Podium und hielt ihre berühmte Ansprache. Die Erwachsenen müssen handeln, sofort. Act like if the house was on fire. Die Demonstranten jubeln, doch Greta verzieht keine Miene. Sie meint es ernst, sie will Veränderung sehen.

Was Julia und mich gefreut hat, waren die vielen älteren Menschen bei der Demo. Lehrer die ihre gesamte Schulklasse mitgebracht haben. Erwachsene die die Botschaft verstanden haben. Sich wahrscheinlich selbst schon lange Zeit mit Klimaschutz beschäftigen. Damit sich tatsächlich etwas ändert, muss es vor allem bei den Erwachsenen klick machen.

Es macht mich völlig fertig zu hören, wie viele Menschen die Schulstreiks als einen Vorwand zum Schwänzen abwimmeln. Wie wenig die Belange der Jugendlichen ernst genommen werden. Es ist erschreckend, dass Kinder nach wie vor keine vollwertige Stimme in dieser Gesellschaft zu haben scheinen. Dabei sind sich doch alle Menschen einig, was das Thema Klimaschutz angeht. Jeder ist entsetzt von den Bildern. Die Müllberge, Naturkatastrophen, die allgegenwärtige Zerstörung. Warum, frage ich mich dann, unternimmt niemand etwas? Wieso müssen die Kinder die Initiative ergreifen? Für ihre Zukunft die Schule streiken? Wieso übernimmt der Großteil der Bevölkerung so wenig Verantwortung? Es betrifft doch wirklich jeden einzelnen. Egal was man für Ansichten hat.

Die Fridays for Future Aktion gibt mir Zuversicht. Die Tatsache, dass hunderttausende Kinder weltweit sich selbst organisieren und für den Klimaschutz demonstrieren, schafft mehr als nur ein erhöhtes Bewusstsein zur Klima-Thematik. Kinder haben eine Stimme, Kinder haben Macht, Kinder sind Personen mit Idealen und einem Tatendrang, welche den der meisten Erwachsenen übersteigt, und das zeigen sie nun der ganzen Welt.

Es ist eine Aktion für den Klimaschutz aber es ist auch gleichzeitig ein Sprachrohr für die Kinderrechte. Eigentlich liegt es an uns Erwachsenen die Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen und uns für eine sichere Zukunft einzusetzen. Dennoch kamen uns die Kinder damit voraus und haben selbst die Zügel in die Hand genommen. Die Schulstreiks sagen voraus, dass wir erste Schritte machen, um eine reflektiertere, verantwortungsvollere Gesellschaft zu werden und darauf können alle Beteiligten an der Aktion bereits sehr stolz sein, auch wenn noch viel zu tun ist.

Es geht um unsere Zukunft.

Wir schwänzen nicht.

Wir streiken!

Autor: Nikolai Suchanow

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