Ecce homo

Man kan auf die unterschiedlichste Art Zugang zu den Kar- und Ostertagen finden. Pater Werner Holter SJ hat sich dieses Jahr ein Bild von Jürgen Buhre vorgenommen und aus dieser Bildbetrachtung einen lyrisch, spirituellen Text mit dem Titel "Ecce Homo" geschrieben.

Spontan gefühlt die Farben.
Reduziert die Form.
Freigegeben zum Assoziieren:

Mit ein paar Strichen
Schnell angedeutet der Mensch.
Wie an einem  Marterpfahl,  blutverschmiert,
Gebunden und haltlos.
Was auch Liebe bedeuten könnte,
Das alles dominierende Rot,
Nur Ahnung noch und Erinnerung,
Verschwommen mit der Zeit.
So starb man auf Golgatha,
So starb man im KZ,
So starb man in Berlin im Bendler-Block.
So stirbt man heute noch in Henkerlanden.

ECCE HOMO

Seht den Menschen.
Mit ein paar Strichen hingemalt wie in Sand,
gegen das Vergessen.
Seht den Menschen:
Seht ihn als Opfer, seht ihn als Täter.
Nur ein wenig geringer als Gott? (Psalm 8)
Sein Haupt geneigt zur Erde.
Was Halt versprach, es lässt ihn fallen.
Sieht er die Helle nicht?

Und so ergibt sich der engelgleiche
Der Anziehungskraft menschlicher Abgründe,
Denn wir wissen oft nicht, was wir tun.

ECCE HOMO

Nur angedeutet mit ein paar Strichen:
Der Mensch.
Wie hingehaucht von zeitlosem Atem,
Erahnt er seine Würde.

Autor:

Werner Holter SJ

Pater Werner Holter SJ ist 1946 geboren und 1970 in den Jesuitenorden eingetreten. Er hat als Schulseelsorger, Religionslehrer und Bildungsreferent gearbeitet. Von 2008-2017 war er Pfarrer von Sankt Peter in Köln. Mit der Jesuitenkirche verbunden ist die Kunst-Station Sankt Peter Köln - ein Ort des Dialogs zwischen Kunst, Musik, Architektur und Religion. Seit 2017 ist er Mitarbeiter in der City-Seelsorge und im Josef-Bauer-Haus in Mannheim.

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