Sie kam mit Schleppern aus dem Iran über die Türkei und Griechenland 2015 nach Deutschland. Monisa H. steigen beim Erzählen ihrer Odyssee mit Mann und drei Kindern auf der Balkanroute noch immer Tränen in die Augen. Obwohl die heute 28 –jährige Afghanin aus Harat im Franz-van-der-Lugt-Projekt des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes im Münchner Osten einen sicheren Hafen gefunden hat – die Kinder, vor allem der 13-jährige Milat hat noch immer Angstzustände und massive Schafstörungen. Sie ist sehr dankbar für die Angebote in der Gemeinschaftsunterkunft: Sie lernt Deutsch und besucht zusätzlich noch Nachhilfe, die von einer ehrenamtlichen Lehrerin organisiert wird. Ihrer Jugend und ihrem Temperament ist es wohl auch zuzuschreiben, dass sie sich durchgebissen hat – egal wie brutal die Schlepper waren, egal ob das Schlauchboot auf dem sie mit dem 5-monatigen Baby saß, am Untergehen war. „Immer wieder habe ich gebetet: Lieber Gott hilf uns, lass uns nicht sterben, nicht meine Kinder, hab Mitleid mit uns!“.
Die gläubige Muslima hat ein schweres Schicksal hinter sich. Sie wurde früh an einen fast 20 Jahre älteren Mann verheiratet, der allerdings immer schon gesundheitliche Probleme hatte und wenig für seine Familie sorgen konnte. Zuerst floh sie mit ihrer Familie in den Iran und arbeitete dort als Friseurin. Das möchte sie auch heute wieder machen, wenn sie einmal gut genug Deutsch kann. Zum Lernen hat sie aber nicht genug Zeit wegen der Kinder, die sie zur Schule und in den Kindergarten bringt, und den Mann, den sie pflegt. Und doch hat sie Träume: „Ich möchte so gerne ein Musikinstrument lernen, wenn ich Musik höre oder ganz allein in meinem Zimmer singe, dann vergesse ich alle Schrecken.“ Und was sagt sie zu all dem Weihnachtsglitzer, die geschmückte Weihnachtsbäume? „Alles sehr schön. Bei uns gibt es das nicht.“ Und weiß sie auch, warum wir in Deutschland Weihnachten feiern? „Nein, nicht so richtig. Da gab es einmal einen guten Mann, oder? Und das feiert man. Aber ich weiß nicht. Doch mir gefallen die Lichter und meine Kinder betteln dauernd, dass wir einen solchen Lichterbaum hier ins Heim bringen, aber das ist verboten.“
Im Sprachkurs ist auch die Syrerin Ghada H.. Auch sie ist verheiratet und hat drei Kindern. Jusef, der 8-jährige ist bei ihr und hilft übersetzen. Während der Junge, in den drei Jahren in Deutschland schnell die Sprache lernte, tut sich die 33-jährige Mutter sehr schwer. Sie nutzt das lädierte Handy als Übersetzerhilfe. Und so kann sie erzählen, dass sie auch mit dem Boot geflohen ist. In Damaskus hat sie keine Arbeit gehabt, sie war Hausfrau und Mutter. Auch ihr Mann konnte als Elektriker keine Arbeit finden. Der Krieg habe alles zerstört. Deutschland hingegen gefällt der Syrerin Ghada Hadrous: „Alles sehr gut, gute Versorgung für die Kinder, die bekommen gute Schulbildung.“ Am meisten Freude hat sie, wenn sie mit Freundinnen syrisches Essen kochen kann; einer besorgt am Hauptbahnhof die Zutaten und dann wird gekocht. Stolz zeigt sie auf dem Handy Fotos von ihren Lieblings-Speisen. Weihnachten kennt Ghada auch nicht, nur von den wenigen Ausflügen zum Supermarkt. Die Lichter und bunten Kugeln gefallen ihr.
Im Grunde ist es für beiden Frauen egal, was gefeiert wird. „Hauptsache wir und die Kinder sind an einem sicheren Ort. Und was die Zukunft bringt? Das werden wir sehen. Deutschland ist ein guter Ort und die Menschen sind alle sehr gut.“