Eine Nikolausfeier Corona konform gestalten war die Herausforderung, vor der viele Gemeinden dieses Jahr standen. Es gab Videokonferenzen, kontaktlose Grußbotschaften an die Haustür und es gab den „Segensweg zum Nikolaus“ von der Gemeinde St. Michael in Göttingen, die von Jesuiten geleitet wird. Was dieser Weg mit einer Schnitzeljagd zu hat und was am Ende gefunden wurde, berichtet Pater Ludger Joos SJ.
33 Familien suchten am Sonntag den Heilige Nikolaus. Zunächst bekamen alle eine individuelle Startzeit. Dann ging es los ...
Ab 14.30 Uhr waren die ersten Familien in Sankt Michael. Vor der Kirchentüre erklärte ihnen der Erzengel, alias Elisabeth Teubner, dass hier das Haus von Sankt Michael ist. Um den Nikolaus zu finden, muss man um die Kirche herumgehen. Dann finden sich seine Spuren.
Der Erzengel alias Elisabeth Teubner erklärt dem Familien, dass hier das Haus von Sankt Michael ist.
So war es auch. Hinter der Michaelskirche wartet die Szene des Kornwunders auf die Familien. Anne Kreyer erklärte, was es damit auf sich hat. Dann bekommt jede Familie einen Wegeplan, wie es weitergeht. Das Haus eigentliche Haus des Nikolaus ist gar nicht weit weg. Selbst die Straße, in der es steht, ist nach dem Heiligen benannt.
An der Nikolaikirche lernen die Kinder, dass Nikolaus nicht nur der Schutzpatron der Bäcker und Kornhändler ist, sondern auch der Schüler und Studenten. Seine Kirche wird heute von den Studenten der Universität benutzt. Deshalb waren da auch Lisa und Sandra - echte Studentinnen - die den weiteren Weg wiesen.
Der Nikolaus sei aber leider nicht zuhause. Um ihn zu finden, müssen die Kinder ein Schiff nehmen. „Schiffchensetzen“ nennt man den seit dem 15. Jahrhundert bekannten Brauch, bei dem Nikolausschiffe aus Papier gebastelt werden, in die Nikolaus seine Gaben legen soll - Hintergrund für diesen Brauch dürfte sein Patronat für Schiffer sein - auch heute noch findet sich auf vielen Handelsschiffen ein Bildnis von Nikolaus. Das Nikolausschiffchen wurden später durch Stiefel, Schuhe oder Strümpfe abgelöst, die am Nikolausabend von den Kindern vor die Tür gestellt werden und die über Nacht von ihm mit Süßigkeiten gefüllt werden; dieser Brauch basiert auf der Legende von den drei Jungfrauen, die nachts von Bischof Nikolaus beschenkt wurden. Jedes Kind bekommt also ein Schifflein aus Holz, auf das sein Namen geschrieben wird. „Mit diesen Schiffen findet Ihr den Weg. Geht aber erst zur Marienkirche und zu dem Metallsteg dahinter. Dort, am Leinekanal, geht es weiter!"
Die Familien bekamen personalisierte Schiffchen, die für den Brauch "Schiffchensetzen" auf dem späteren Weg verwendet wurden.
Also pilgerten die Familien weiter zur Marienkirche und siehe da: zwei Hafenarbeiter: Eine Kapitänin - Anne Slezak mit Kapitänsmütze - und ein Kranführer - Uwe Betjen. Die Brücke, auf der die beiden stehen, trägt viele Schlösser mit den Namen von Liebespaaren. Da war doch was? Richtig! Der Heilige Nikolaus ist auch der Patron der Liebenspaare - und der Seeleute. Die beiden Hafenarbeiter halfen den Kindern sich einzuschiffen. Auch eine Beleuchtung muss sein. Dann erst geht es weiter Wasser abwärts.
Schiffchensetzen am Metallsteg.
Und siehe da, kurz vor der Goethehalle steht ein Mann im Kanal. Es ist Knecht Ruprecht, der sich bekehrt hat. Er ist nicht mehr der böse Mann, der Kinder mit der Rute verhaut, weil sie nicht artig waren. Nikolaus hat ihn überzeugt. Man muss den Kindern helfen, den richtigen Weg zu finden. Und das macht Knecht Ruprecht alias Jan Fischinger auch gerne. Zusammen mit seinem Kollegen Agustín Arguedas geben sie den Kindern ihre Schifflein zurück und zeigen den Weg zum Nikolaus.
Knecht Ruprecht alias Jan Fischinger gab den Kindern ihre Schifflein zurück und zeigte ihnen den Weg zum Nikolaus.
Der hielt sich nämlich heute in der Reformierten Gemeinde auf. Schon am Morgen hat er einen Gottesdienst bei Pastor Michael Ebener besucht. Jetzt steht er im schönen Innenhof in der Unteren Karspüle. Am Straßenrand wieder ein Engel: "Hier entlang, liebe Kinder!" Und dann stehen sie vor ihm - groß gewachsen ist unser Nikolaus. Und noch größer erscheint er durch seine Mitra und den langen Hirtenstab.
Endstation Nikolaus.
Beim Heiligen Nikolaus gibt es für jedes Kind ein Gebet, einen Segen und eine süße Erinnerung: einen kleinen Schokoladennikolaus mit allem drum und dran: Mitra, Stab, Mantel und Stola. Danke, lieber Nikolaus (Stephan Grünewald) und Danke seinem Engel (Ghert Shipper). Danke allen, die heute den Nikolaustag mitgestaltet haben.
Pater Ludger Joos SJ ist 1996 in den Jesuitenorden eingetreten. 2003 wurde er in München zum Priester geweiht. Er war Jugendseelsorger und 2005 verantwortlich für das Ignatianische Vorprogramm ['magis] beim Weltjugendtag in Köln. Von 2007 bis 2017 war er Kollegseelsorger am Kolleg St. Blasien. Heute ist er Pfarrer an St. Michael und Cityseelsorger in Göttingen.
Wissenswertes
Kirche
Für Ignatius v. Loyola ist die Gesellschaft Jesu wie auch die Kirche überhaupt darauf ausgerichtet, "den Seelen zu helfen". Seit der Ordensgründung engagieren sich Jesuiten daher vor allem in der Pastoral und in der Bildungsarbeit. Zum effektiveren Einsatz in der weltweiten Kirche stellte sich der Orden dem Papst zur Verfügung. Freiheit und Gehorsam gehören zum Wesenszug des Ordens. "Jesuitische Kirchlichkeit" ist von daher geprägt von der Gebundenheit an die konkrete Glaubensgemeinschaft, in der ich Jesus Christus heute begegne, aber auch von einer großen Freiheit, in welcher Form sich diese Bindung ausdrückt. Denn nach den Regeln zum "Fühlen mit der Kirche" ("Sentire cum ecclesia") am Ende des Exerzitienbuches lebt und wirkt der Geist Jesu zu allen Zeiten in der 'realexistierenden' Kirche mit ihren sündigen und heiligen Dimensionen. An erster Stelle steht die Dankbarkeit, und vor jeder Kritik sollte zunächst das Gute gelobt werden. Kritik in der Kirche muss mehr in konkrete Taten der Reform und Verbesserung gelegt werden als nur in Worte, und immer sollte die eigene persönliche Umkehr am Beginn stehen.
Junge Menschen
Die Sorge um die Erziehung der Jugend ist ein Kernelement jesuitischen Selbstverständnisses. Unser Leitbild dabei hat Pater Pedro Arrupe SJ (Generaloberer von 1965 - 1983) einmal so formuliert: "Menschen mit anderen und für andere sein". Menschsein heißt Reifen und Wachsen. Ignatius glaubte daran, dass wir durch Üben und Lernen unsere Gaben und Talente besser entfalten und Verantwortung für Andere und in der Welt übernehmen können. Ein Angebot für junge Leute zwischen 17 und 30 Jahren, die dabei sind, neue Wege einzuschlagen, Entscheidungen zu treffen und das eigene Leben in die Hand zu nehmen, ist die Zukunftswerkstatt SJ. Sie will dabei helfen, die eigene Berufung zu suchen und zu finden.