• Kardinal Marx während der Gedenkmesse in St. Michael
  • Prof. Dr. Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, hielt den Festvortrag
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HFPH/Walter Glück, A. Futter

Gedenken an Alfred Delp SJ: Macht euch auf den Weg!

Anlässlich seines 80. Todestages ist in mehreren Städten des Jesuiten Alfred Delp gedacht worden. Delp engagierte sich auf Bitten seines Oberen im Kreisauer Kreis, einer Widerstandsgruppe, die Pläne für ein demokratisches Deutschland nach Hitler entwarf. 1944 wurde er verhaftet und vom berüchtigten Richter Roland Freisler zum „Tod durch den Strang“ verurteilt – vollstreckt am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee.

Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, erinnerte beim Gedenken in der Jesuitenkirche St. Michael daran, wie zerbrechlich unsere Kultur und Zivilisation sind – damals wie heute. Ihre Bedrohung erwachse aus der Gleichgültigkeit der Menschen und dem Erstarken der extremen Rechten mit ihrer brutalen, vulgären Sprache, die den anderen niedermachen wolle. Kurzfristig führe dies vielleicht zu einem Gefühl des Triumphes, langfristig aber zu neuen Gegensätzen, zu Hass und Kriegen. Nachhaltig sei nur der Dialog auf Augenhöhe „und die Erkenntnis, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind und einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt haben“, sagte Kardinal Marx. „Das ist das Dogma der Kirche. Das ist unser Glaubensbekenntnis. Da kann man nicht wackeln.“ In diesem Sinne würde uns Alfred Delp heute sagen: Macht euch auf den Weg! Seid Zeuginnen und Zeugen der wirklichen Freiheit. Gemeint sei eine verantwortliche Freiheit, keine individualistische Beliebigkeit. „Und die Geburtsstunde der menschlichen Freiheit ist die Begegnung mit Gott.“

„Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen"

Bei einer Gedenkveranstaltung mit Gästen aus Politik und Gesellschaft in der Hochschule für Philosophie in München hielt Prof. Dr. Stephan Harbarth den Festvortrag. Der Präsident des deutschen Bundesverfassungsgerichts würdigte das Leben Delps und seine Bedeutung für Demokratie und Menschenrechte. Harbarth zitierte aus dem letzten Brief des Jesuiten vom Januar 1945: „Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.“ Das Leitmotiv des Grundgesetzes laute: Nie wieder! „Streiten wir, ohne auszugrenzen, ohne moralische Überhöhung des eigenen Standpunkts“ und immer in dem Bewusstsein, dass die oder der andere auch etwas Wichtiges zur Debatte beitragen könnte, so Harbarth. Von der Politik forderte er „eine belastbare und überzeugende Zukunftserzählung, die der Verfallserzählung gegenübertritt.“ Sie müsse aufzeigen, wo man in 10, 20 oder 30 Jahren sein wolle, wie die Wirtschaft und das Leben gestaltet werden könnten.

Prof. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der HFPH, betonte abschließend, dass Alfred Delp, der damals an der Hochschule studierte, sein klares Denken mit der Tat verbunden habe. Wie Pater Klaus Mertes SJ verwies Wallacher darauf, dass Delp nicht als Märtyrer geboren worden sei, sondern sich dahin entwickelt habe. Die Persönlichkeitsentwicklung stehe auch im Mittelpunkt der jesuitischen Bildungsidee.

Mehr erfahren:

Predigt von Reinhard Kardinal Marx zu Alfred Delp SJ anhören (Soundcloud)

80. Todestag von P. Alfred Delp SJ – Jesuit, Philosoph, Glaubenszeuge

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