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Gemeinschaftsarbeit von zwölf Schweizer Jesuiten

Erstmals liegt ein Betrachtungsbuch für den gesamten Osterfestkreis vor. Mit ihren täglichen Meditationen orientieren sich die 12 Schweizer Jesuiten an der Leseordnung für die Messe und verbinden die biblischen Texte mit Alltagserfahrungen von heute ebenso wie mit grossen existenziellen Fragen. Kurze Impulse regen gezielt dazu an, die Meditationen individuell weiterzudenken. An jedem Tag. Franz-Xaver Hiestand SJ berichtet, wie es zu diesem Projekt kam.

Es war zu Beginn der Pandemie, im Februar 2020, als viele kirchlich engagierte Menschen sich fragten, wie sie anderen beistehen können. Zwölf Jesuiten, die damals in der Schweiz oder im nahen Ausland wirkten, taten sich zusammen und überlegten. Dann machten sie, was sie ohnehin tun oder tun sollten. Sie meditierten täglich auf der Basis biblischer Texte. Doch statt, dass sie das dabei Geschaute und Erfahrene wieder dem Vergessen oder Tagebüchern übergaben, veröffentlichten sie von Beginn der Fastenzeit an die Inhalte ihrer Betrachtungen, Assoziationen, Eindrücke und Stimmungen im Netz. Der damalige Provinzial Christian M. Rutishauser SJ war die treibende Kraft. Pia Seiler koordinierte und redigierte die Beiträge. Wenn ein Mitbruder kurzfristig absagen musste, sprang ein anderer ein.

Auf der Webseite der Schweizer Jesuiten und in den sozialen Medien stiessen die Beiträge bald auf starke Resonanz im gesamten deutschen Sprachraum. Europa ging ins Kloster. Unversehens stiessen auch Frauen und Männer auf diese Beiträge, die sonst keine Zeit besitzen. In Zürich trafen positive und von Dankbarkeit geprägte Echos von bisher unbekannten Menschen ein.

Geplant waren ursprünglich Beiträge bis Ostern 2020. Doch als die Pandemie an Ostern noch nicht abebbte, schrieben die Zwölf bis Pfingsten weiter. Zwei Jahre später liegen die Texte nun gekürzt unter dem Buchtitel «In die Leere hineinlieben» vor.

Am Aschermittwoch werden sie in einer Vernissage in Zürich der Öffentlichkeit präsentiert.

Der Buchtitel ist inspiriert von einem Gedanken der französischen Philosophin Simone Weil. Sie hat einmal geschrieben, die Seele müsse fortfahren, ins Leere hineinzulieben. Wir können diesen Satz heute so interpretieren, dass der Mensch an der Hoffnung festhalten muss, auch wenn es zu spät ist. Dann, eines Tages, so Weil, kommt Gott, um sich dem Menschen selbst zu zeigen und ihm die Schönheit der Welt zu offenbaren.

Zu feiern gibt es im Zusammenhang mit der Erscheinung dieses Buches vieles, was über den Rahmen eines Buches hinausreicht: Erstmals seit langem erscheint ein Buch, dessen biblische Betrachtungen zu den Tageslesungen sich nicht nur über die Fastenzeit, sondern bis Pfingsten erstrecken. - Erschienen sind die Beiträge im renommierten Theologischen Verlag Zürich, einer bedeutenden Adresse nicht nur der theologischen Landschaft der Schweiz. Das Buch ist das Ergebnis einer veritablen, engmaschigen, jesuitischen Gemeinschaftsarbeit. Sie begann, als es noch eine Schweizer Provinz gab, und reicht nun hinein in die angebrochene Geschichte der neuen zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten. – Schliesslich können die im Buch versammelten biblischen Texte und Auslegungen nun alljährlich von Aschermittwoch bis Pfingsten neu gekaut, befragt und neu gewogen werden. Was in der Pandemie begann, weist weit über sie hinaus.

 

Autor:

Franz-Xaver Hiestand SJ ist 1962 in Wald im Zürcher Oberland geboren und Jesuit seit 1988. Seit 2010 leitet er das aki, die katholische Hochschulgemeinde, in Zürich. Daneben begleitet und leitet er verschiedene Formen von Exerzitien, unter anderem Exerzitien mit Filmen, und arbeitet gelegentlich als Film-Kritiker.

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