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„Hoffnung tragen“: Bewegende Musik...

...trifft auf persönliche Schicksale.

Der Junge Kammerchor Berlin wird von Juliane Roever geleitet. Im Interview erzählt sie von der Zusammenarbeit mit dem JRS beim gemeinsamen Projekt "Hoffnung tragen".

Frau Roever, wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen dem Jungen Kammerchor Berlin und dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) für das Projekt „Hoffnung tragen“?

Im Jungen Kammerchor Berlin kam der Wunsch auf, ein Projekt zu organisieren, das über den üblichen Konzertrahmen hinausgeht und eine gesellschaftlich relevante Ebene einbezieht. Da eine unserer Sängerinnen sich beim JRS engagiert, brachte sie die Idee ein, eine Kooperation zu starten und um die bereits vorhandenen Filmporträts über Geflüchtete herum ein Projekt zu konzipieren. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass diese Idee beim JRS so begeistert aufgenommen wurde.

 

Die Auswahl der Chorwerke im Programm „Hoffnung tragen“ reicht von Komponisten der klassischen Moderne bis zu zeitgenössischen Komponistinnen. Welche Kriterien spielten bei der Zusammenstellung dieses vielfältigen Repertoires eine Rolle, um die Erfahrungen von Flucht und Migration emotional zu verbinden?

Bei der Auswahl der Stücke haben wir versucht einen emotionalen Bogen von Verzweiflung und Gewalterfahrung über Trost und Hoffnung schöpfen bis hin zum Ankommen und Ruhe finden zu spannen. Wir sind dabei in erster Linie von der emotionalen Aussage der Musik ausgegangen. Das Besondere an Chormusik ist aber ja zusätzlich, dass es immer einen Text gibt, der das Werk auch in einen außermusikalischen Zusammenhang rückt. Die von uns ausgewählten Werke haben teilweise einen sehr konkreten Bezug zum Thema, wie etwa „Songs of Sorrow- for Aleppo“ von Sheena Philipps, das jedoch nur mit Klangsilben auskommt, quasi um die Sprachlosigkeit über die Zerstörung Aleppos auszudrücken. Daneben gibt es geistliche Werke mit liturgischen Texten, wo der Textbezug auf einer allgemeineren Ebene bleibt, etwa das „Kyrie“ von Frank Martin oder „Da pacem Domine“ von Arvo Pärt.

Wir haben gleichzeitig auf eine Ausgewogenheit männlicher und weiblicher KomponistInnen geachtet und eine gewisse Diversität der Herkunft versucht zu berücksichtigen, was bei klassischer Chormusik aber zugegebenermaßen gar nicht leicht ist.

 

Das Programm kombiniert Chormusik mit persönlichen Erfahrungsberichten von Migrant:innen in Form von Filmportraits. Wie haben Sie und der Chor diese Verknüpfung von Musik und Film während der Proben und Aufführungen erlebt und welche Wirkung erhoffen Sie sich dadurch?

Die Filme an sich sind sehr stark und lösen schon ohne Musik viele Emotionen aus. Wir haben uns bewusst gegen eine musikalische Nacherzählung der Filme entschieden. Ich empfinde die Musik vor und zwischen den Filmen als Einladung, diesen Emotionen nachzuspüren, wodurch eine intensivere Verarbeitung stattfindet. In gleicher Weise wirkt die Musik in die Filme hinein, da man schon vor Beginn in eine gewisse Stimmung versetzt wird und auf diese Weise vielleicht andere Aspekte mehr wahrnimmt als wenn die Filme ohne Musik schauen würde.

Die Chorsängerinnen waren beim ersten Durchlauf, bei dem sie diese Verknüpfung erlebt haben, stark beeindruckt. Diesen Effekt erhoffen wir uns natürlich auch beim Publikum.

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