P. Georg Sporschill SJ und Religionspädagogin Ruth Zenkert setzen sich seit Jahrzehnten dafür ein, die Lebensbedingungen der Roma in Rumänien zu verbessern. 2012 gründeten sie den Verein „Elijah“, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen, in dem sich die Menschen seit Generationen befinden. Für ihr Engagement wurde Pater Sporschill jetzt die Martin-Buber-Plakette der Stiftung Euriade und Ruth Zenkert die Euriade-Ehrennadel verliehen.
„Raben“. Das ist das ärgste Schimpfwort für Roma in Rumänien. Die Roma gelten als die Ärmsten im Land, werden ausgeschlossen und leben unter elenden Bedingungen an den Rändern der Dörfer. Zugige Lehmhütten ohne Wasser und Strom, Schmutz und Dreck an allen Ecken und Enden, kaum Platz für die Familien mit Kindern ohne Zahl. Essen, Kleidung, Hygiene, Wärme, Schule, Arbeit: Es fehlt an allem. Die Menschen sind seit Generationen in dieses Leben in Armut hineingeraten. Sie stecken darin fest.
Raben. Der Prophet Elijah verdankt ihnen sein Leben: Sie waren es, die ihn am Bach Kerit am Leben hielten. Auf Gottes Befehl hin brachten sie ihm morgens und abends Brot und Fleisch. Deswegen ist der Prophet der Namensgeber des Vereins Elijah, der verwahrloste Roma-Kinder und ihre Familien im rumänischen Siebenbürgen unterstützt.
Der Verein wurde 2012 von P. Georg Sporschill SJ und Ruth Zenkert gegründet. Durch ihn wollen sie den Roma-Familien eine direkte und nachhaltige Hilfe zur Verbesserung ihrer Lebensumstände geben. Angefangen hat das Projekt im Dorf Hosman, heute ist Elijah an sechs Orten tätig und betreibt vier Sozialzentren, zwei Musikschulen, ein Schülerwohnheim und ein Obdachlosen-Tageszentrum. Mit der Aktion „Casa de piatra“, „Haus aus Stein“, wurden über 100 Familienhäuser gebaut, um den ärmsten Familien ein gutes Zuhause zu bieten.
Die Kraft der Musik
Pater Sporschill und Ruth Zenkert haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Roma-Familien zu helfen. Ihr Leitsatz: „Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ Das gelingt nicht selten durch Musik, die in der Tradition der Roma einen festen Stellenwert hat und Türen zu den Menschen öffnet. Elijah hat in zwei Orten Musikschulen errichtet, die zu den Herzstücken der Dörfer geworden sind. Sie stehen Roma und rumänischen Kindern gleichermaßen offen. Die Musik vermag Brücken zwischen den beiden Volksgruppen zu bauen, wo bisher tiefe Gräben waren.
„Die Musik ist wie ein Zaubertrank und ich bin sehr glücklich, dass ich mitspielen darf“, erzählt Ruth Zenkert. Das Selbstvertrauen der Kinder wächst, wenn sie mit Stolz ihr Können zeigen. Musik macht auch das Lernen leichter. Geweckter Ehrgeiz und Fleiß wirken sich auf den schulischen Erfolg aus. Elijah ermöglicht Kindern und Jugendlichen den Schulbesuch, denn Bildung ist das wirksamste Mittel der Armutsbekämpfung. Sie ist der Grundstein, das Leben der Roma-Familien nachhaltig zu verändern.
„Wir haben den Wunsch, dass unsere Rabenkinder einmal stolz sind, dass sie Roma sind“, sagt Pater Sporschill. „Natürlich gibt es ein bisserl was zu tun: Sie müssen Lesen und Schreiben lernen, sie müssen in die Schule gehen, sie müssen auch die verantwortete Elternschaft lernen.“ Deswegen betreibt der Verein Elijah vier Sozialzentren. Sie sind sichere Orte für die Kinder, für die nicht selten Gewalt, Alkohol, Verwahrlosung und Missbrauch erlebt haben. In den Sozialzentren finden die Kinder Struktur, lernen Hygiene, erhalten warme Mahlzeiten und haben Raum zum Spielen. Freizeitangebote werden gerne angekommen.
Gemeinschaft auch im Gebet
„Wenn die Freundschaft vom Himmel fällt – man kann sie ja nicht planen, sie wird dir geschenkt und sie schenken mir diese Freundschaft –, dann entsteht Phantasie, dann will man einander helfen, miteinander feiern, auch miteinander beten. Das lehren sie mich.“ Deswegen gehört für Pater Sporschill die Zeit zum gemeinsamen Gebet fest dazu. Jeden Abend feiert er die Heilige Messe, bei der oft Kinder und Freude aus den Roma-Familien dabei sind.
„Für mich ist das Geheimnis der Sozialarbeit: Wie gelingt es uns, aus den sogenannten Armen den Reichtum herauszuholen?“, sagt Pater Sporschill. „Es gibt viel zu tun. Aber unterm Strich würde ich sagen: Sie lehren mich Spiritualität und ich kämpfe mit ihnen, dass sie auch mit dem Materiellen umgehen lernen.“ Sein Wunsch für die Roma: dass Sie zu Gebenden werden. „So werden eigentlich sie zu den Stärkeren und ich zu dem, der bekommt. Immer der, der geben kann, hat den besseren Teil.“