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International Spiritual Exercises in den Schweizer Alpen: In der Stille der Natur von Gott berührt

Rund 50 junge Menschen aus ganz Europa trafen sich im Spätsommer auf 2000 Meter über Meer auf dem Simplonpass zu Wanderexerzitien. Zum ersten Mal waren zwei Gruppen ausgebucht. In der Schweizer Alpenidylle ist Gebet und Stille sehr natürlich. So konnten die jungen Erwachsenen in der Schöpfung, im eigenen Leben sowie in der Heiligen Schrift Gottes Spuren entdecken und sich für Jesu Botschaft öffnen. Für einige von ihnen dürften diese Erfahrungen lebensprägend gewesen sein. P. Andreas Schalbetter SJ, Uni-Seelsorger in Basel, berichtet über dieses spirituelle Highlight und hat einige Erfahrungen protokolliert:

  • Christian Meier, einem der Teilnehmer, halfen die Spiritual Exercises, "fernab vom Alltag, von Hektik und von Lärm, eine Woche lang in Stille und Meditation Gott ein Stück näher zu kommen". Auch Gerold Schefer, der in Mathematik doktoriert, schätzte die Wanderungen in der traumhaften Bergwelt sehr: "Dabei kam es manchmal vor, dass in meinem Herzen Loblieder erklangen".
  • Franziska Morgen, eine Biologiestudentin, schildert ihre Erfahrungen sehr sinnlich: "Es ist faszinierend, auf wie viele verschiedene Arten man Gott begegnen kann. So lebt er nicht nur im zurückgezogenen Gebet, sondern auch im Gleichschritt einer Wanderung, im Plätschern eines Flusses, im Duft der Bäume, im Fall eines Regentropfens. Er ist wie ein leises Flüstern; nur in der Stille im Inneren wahrnehmbar. Und was für ein Wunder, war er alles zu sagen hat."
  • Maria Teresa Casagrande schreibt derzeit an ihrer Dissertation in englischer Literatur in Rom. Sie hat erstmals an Exerzitien teilgenommen und erlebte die Zeit so: "Ich bin während dieser Exerzitien dem lebendigen Gott begegnet. Ich wusste nicht, dass er so konkret sein würde in dem, was er mir mitgeteilt hat. Von der Woche auf dem Simplon bin ich gestärkt und mit grosser Freude nach Rom zurückgekehrt. Hier kann ich jetzt mit neuen Kräften weiterarbeiten, mit Seiner Hilfe täglich ein erfüllendes Leben aufbauen und mich selbst und ihn besser finden. Ich werde diese Woche für immer in meinem Herzen bewahren."
  • Alessandra Luna Navarro ist eine junge Assistenz-Professorin im Studienfach Facade design and Engineering (Architectural Engineering) an der TU-Delft. Wie erinnert sie sich an die Woche in den Bergen? "Die Stille, die atemberaubenden Wanderungen, die freundlichen, herzlichen, spirituellen Gespräche und Meditationen und die Freude der jungen Gemeinschaft und der geistlichen Begleiter haben mich tief inspiriert und erfrischt. Dank dieser Woche bin ich mir nun wieder meiner inneren Sehnsüchte bewusst, verbunden mit mir selbst, der Natur und meinen Gemeinschaften. Ich habe die richtige Ausrichtung wiedergefunden, um nach einem sinnvollen Lebensweg zu suchen. Ich schätzte die Themen, die in der Meditation angesprochen wurden. Sie haben mir geholfen, Gedanken und Knoten in meinem Herzen zu lösen."

Auf dem Simplonpass, der Italien mit der Schweiz verbindet, wohnte die Gruppe in einem Ferienhaus der Schwestern von St. Ursula. Der Essraum wurde zugleich als Raum für die Eucharistie genutzt: Sowohl beim Essen in der Stille als auch in den Gottesdiensten konnten die Teilnehmer Jesu Gegenwart erahnen. Die gemeinsamen Wanderungen wurden durch Zeiten der Meditation unterbrochen. Geistlich wurden die jungen Menschen begleitet von Jesuiten aus Frankreich, Italien und der Schweiz sowie von Mitgliedern der Gemeinschaft der Helferinnen aus Italien und der Schweiz. Organisiert haben die zwei Kurse das internationale Netzwerk Living Stones zusammen mit der katholischen Uni-Gemeinde Basel (kug).

Seit 2018 werden jährlich  Wanderexerzitien auf dem Simplonpass angeboten, dieses Jahr erstmalig sogar zweimal. Der Beschluss dazu fiel im letzten Sommer: Schwester Barbara Haefele sa erinnert sich: "Wir fragten uns im Vorbereitungsteam, ob wir eine zweite Exerzitienwochen anbieten sollten. Wir begannen zu beten und einzelne fürs Begleit- und Küchenteam anzufragen. Dann wagten wir es. Und die Anmeldungen kamen herein, eine nach der anderen! Es berührt mich zu sehen, dass wir zweimal volle Gruppen hatten. Und noch schöner ist es zu erleben, wie diese 50 jungen Leute ernsthaft unterwegs waren, treu ihre Gebetszeiten durchführten und die Stille ernstnahmen." P. Schalbetter ergänzt: "Ja, diese zwei vollen Gruppen erlebten wir alle als ein Wunder, als eine wundersame Erfahrung."

Für ihn zählen diese Exerzitien buchstäblich zu den Highlights, den Gipfelerfahrungen. Schwester Haefele ist überzeugt, dass "für viele diese Tage auf dem Simplon eine lebensprägende Zeit waren. Es erfüllt mich mit grosser Ehrfurcht, wie Gott in den Herzen der Einzelnen wirkt. Es ist für mich ein Riesenprivileg, davon Zeugin sein zu dürfen."

 

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