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Irak: Die Kirche und die Arbeit der Jesuiten leben

Der lautstarke Freudenjubel wollte nicht enden, als Papst Franziskus in Erbil in das Stadion einfuhr", berichten die beiden deutschen Jesuiten, P. Marc Stephan Giese SJ (Amman/Jordanien) und P. Peter Balleis SJ (Genf/Schweiz), über die feierliche Messe am Sonntagnachmittag zum Abschluss eines begegnungsreichen Tages im Norden Iraks:

"Nach Besuchen in Mossul und Qaraqosh feierte ein sichtlich ermüdeter Pontifex mit über 10.000 Gläubigen und Vertretern anderer Konfessionen die Eucharistie, die für die Anwesenden ein Moment der Ermutigung und der Hoffnung gewesen ist. In seiner Predigt zollte der Heilige Vater den christlichen Gemeinschaften im Irak seine Anerkennung für ihr Zeugnis der Barmherzigkeit und der Vergebung. Spontaner Jubel brach aus, als er den Satz sagte: „Die Kirche im Irak lebt und in ihr lebt Christus.“

Die Mitfeiernden fühlten sich gesehen und in ihren Herausforderungen wahr- und ernstgenommen. Sehr viele Christinnen und Christen in Kurdistan und im ganzen Norden denken noch immer darüber nach auszuwandern, da waren die Worte von Franziskus sehr wichtig. Der Papst baute aber auch einige gut verpackte Kritikpunkte für die Ortskirchen in seine Predigt und die anderen Ansprachen ein. Die Botschaft der universellen Geschwisterlichkeit, die ja auch das Motto dieser Papstreise als Ganzes gewesen ist, hält auch für die christlichen Gemeinschaften einige Herausforderungen bereit.

„Die christliche Kirche im Irak lebt.“ Das war der Satz, der die Herzen aller am meisten bewegte. Deshalb sei er als Pilger in den Irak gekommen, um die lebende christliche Kirche zu treffen, die so viel gelitten hat und so viel geleistet hat, in der Aufnahme der Flüchtlinge aus der Ninive-Ebene. Er kam in den Irak, um bei den Armen und Marginalisierten zu sein, die durch Gewalt und Krieg so viel schweres Leid ertragen mussten. Diese Worte richteten sich an alle Iraker, an die Vielfalt an religiösen und konfessionellen, kulturellen und ethnischen Gruppen. Im Gottesdienst erklangen die Sprachen des Landes: Arabisch, Kurdisch, Aramäisch der chaldäischen Christen, und auch ein wenig English für die internationale Gemeinschaft und Italienisch, die Sprache des Papstes. Die Vielfalt ist das Kreuz, aber auch die Chance im Irak. Franziskus stellte das Kreuz, das Leiden dieses Landes in den Mittelpunkt seiner Botschaft, die aber immer zur Auferstehung führt, zu einer lebenden Kirche und zu einer neuen Zukunft des Landes. Diese „Gute Nachricht“ zu hören, tut den Menschen im Irak besonders gut, die gewohnt sind, dass aus ihrem Land sonst nur schlechte Nachrichten kommen. Der Besuch des Papstes war eine gute Nachricht, die Stimme und die Gesichter der 95% der Iraker, die friedlich leben und miteinander zusammenleben wollen.

Der Papst beendete die Messe mit den arabischen Worten: „Salam“ und „Allah ma’akum“ – „Frieden“ und „Gott ist mit Euch“, und wieder brandete lauter Jubel auf. Das eine ist die Hoffnung, die der Pontifex wieder entfacht hat, und das andere die Gewissheit. Gott ist mit den Bewohnern dieses Landes, denen Franziskus mit seinem Besuch seine Liebe und Aufmerksamkeit gezeigt hat. Die Früchte müssen erst noch wachsen, aber die Begegnungen der letzten Tage lassen doch wenigstens ein wenig Hoffnungsluft spüren. Am Ende stellten sich noch die vielen Jugendlichen Freiwilligen zum Gruppenfoto auf: Ja, die Kirche lebt im Irak.

In seinen Abschiedsworten am Ende des Gottesdienstes dankte Papst Franziskus auch den internationalen und kirchlichen Hilfsorganisationen, die viel im Irak leisteten. Die Gesellschaft Jesu ist mit dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) seit 2014 im Nordirak tätig mit syrischen Flüchtlingen, Jesiden und Christen, die der JRS bei der Rückkehr nach Qaraqosch begleitet. Seit 2017 ist auch Jesuit Worldwide Learning (JWL) mit einem speziellen Angebot von Online-Bildung an fünf Orten aktiv: im Domiz-Camp mit syrischen Flüchtlingen, im Khanke-Camp mit Yeziden und in Erbil mit Studenten aller Gruppen. Zwei der Graduierten aus Erbil sind mit ihren christlichen Gemeinden zurück nach Bartella und Qaraqosh gezogen und haben dort mit der Unterstützung der Kirchengemeinde JWL-Lernzentren gegründet. Mit der Rückkehr vieler Jesiden in die Sinjan-Berge ist auch JWL mitgezogen, die Studenten haben dort ein neues sechstes Lernzentrum begonnen. Insgesamt nehmen rund 500 junge Leute an den JWL-Kursen teil, angefangen von Englisch-Sprachkursen, über die professionellen Peace-Leader-Kurse bis hin zum Grundstudium in Liberal Arts und Bachelor in nachhaltiger Entwicklung. JWL knüpft mit der universitären Bildung an die große Bildungstradition der Jesuiten am Bagdad College und der Al Hokma Universität an, die vor 52 Jahren geschlossen worden war. Die Arbeit der Gesellschaft Jesu im Irak lebt."

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