Pauline Haak, 19 Jahre alt, geht nach Timisoara in Rumänien. In einem Hospiz wird sie kranke Menschen im Endstadium ihrer Krankheit begleiten und die Mitarbeiter des Hospizes unterstützen.
Worauf freue ich mich?
Mein emotionales Barometer switcht im Sekundentakt zwischen „Ich freue mich so!“ und einem verzweifelten „Wie soll ich das überleben?“.
Meine Augen beginnen freudig zu leuchten, wenn ich an die Bilder der pittoresken Altstadt von Timişoara denke. Bei meiner ersten spontanen Recherche spuckt Google mir Panoramen von weitläufigen Plätzen mit üppigem Grün aus, die von sandfarbenen Bauwerken aus dem Altertum gesäumt sind.
Ich freue mich auf die Erfahrung, in einer WG mit meinen Mitfreiwilligen zusammenzuleben.
Mehr als alles andere bin ich voller Neugier und Aufregung in Erwartung dessen, was meine Arbeit im Hospiz anbelangt. Ich erhoffe mir, in dieser intensiven Zeit die Betroffenen so zu sehen, wie sie als Mensch gemeint sind. Das größte Geschenk ist für mich, anzukommen und von einer Fremden mit mäßigen Sprachkenntnissen zu einer Vertrauten zu werden!
Wovor fürchte ich mich?
Niemand gibt gern zu, sich zu fürchten und ich muss sagen, dass tausend Zweifel an mir nagen, wenn ich abends im Bett liege.
Niemand ist wohl vor der Angst vor dem Unbekannten und Kontrollverlust gefeit und so gehören tausend offene Fragen zu einem Auslandsjahr dazu.
Anbei möchte ich jedoch bemerken, dass wir von unseren Referenten mit viel Engagement vorbereitet wurden – das gibt mir eine gehörige Portion Vertrauen.
Hinter mir liegt ein Pflasterweg von Abschieden. Es ist ein seltsames Gefühl, so viele Menschen zurückzulassen und für ein Jahr Lebewohl zu sagen. In den 12 Jahren Schule war mein soziales Umfeld die Konstante, die mir am ehesten das Gefühl von Heimat gegeben hat.
Der Gedanke, meinen Eltern in die Augen zu sehen und für ein Jahr „Ich bin dann mal weg…“ zu sagen, mir vorzustellen, wie meine Mutter mir zuwinkt während ich in den Bus steige, macht mich beklommen.
Im gleichen Maße wie mich meine Arbeit im Hospiz reizt, begleitet mich auch der Hintergedanke, dass diese Zeit emotional eine Achterbahnfahrt wird.
Doch alles Neue ist mit Ängsten verbunden und ungeahnte Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen – anfangs mit zitternden Knien, später hoffentlich beschwingten Schrittes.
Warum habe ich mich für die JVs entschieden?
Weil ich ein Jahr anders leben will!
Und mit anders meine ich nicht nur in einem fremden Land mit einer anderen Sprache, meilenweit weg von meiner Komfortzone im beschaulichen Dresden.
In meinem persönlichen Kontext bedeutet „anders“ auch, sich auf eine mir bislang kaum vertraute Spiritualität einzulassen.
Aufgrund meiner Erziehung bin ich konfessionslos und hatte bisher wenig bis keine Berührungspunkte mit Religion.
Insbesondere dieser Aspekt hat mich neugierig gemacht und mich bewogen, meinen Horizont zu erweitern. Durch diese Entscheidung habe ich neue wunderbare Menschen kennengelernt und bin fasziniert von der Lebensweise der Jesuiten.
Bei den JVs steht ein bescheidener Lebensstil im Vordergrund und wir werden auf unserem Weg begleitet von unseren Referenten. Dafür kann ich mich an dieser Stelle nur von ganzem Herzen bedanken!