Die ursprüngliche Weihnachtsgeschichte, insbesondere der Weg nach Bethlehem, wird lebendig. Maria und Josef kommen nach Basel. Sie sind mit zwei Eseln in der Basler Innenstadt unterwegs.
Die ursprüngliche Weihnachtsgeschichte, insbesondere der Weg nach Bethlehem, wird lebendig. Maria und Josef kommen nach Basel. Sie sind mit zwei Eseln in der Basler Innenstadt unterwegs.
Feldtagebuch von Josef (alias Martin Föhn SJ)
Am ersten Tag war ich überrascht, wie schnell wir unterwegs waren. Ich dachte die geplante Stecke sei eher zu lange für die Esel und so waren wir zu Beginn recht zügig unterwegs. Doch schnell merkten wir, dass wir langsamer gehen konnten und würden dennoch locker ans Ziel kommen. Die Leute brauchten auch Zeit, um sich in unsere Nähe zu wagen und die Esel zu berühren.
Viele staunten, freuten sich und wollten natürlich Fotos machen.
Als wir vorbei zogen wünschten wir frohe Weihnachten. Immer wieder blieben wir stehen und liessen die Menschen die Esel berühren und streicheln.
Es ist faszinierend wie viel Aufmerksamkeit diese Tiere auf sich ziehen. Sie haben die Fähigkeit die Menschen aus ihrem Alltagstrott herauszuholen und sie in eine neue Welt eintauchen zu lassen.
Besonders ältere Leute und Kinder freuten sich sehr über die Abwechslung im Stadtbild.
Auf dem Weihnachtsmarkt sind es die GlühweinverkäuferInnen und StandhalterInnen die uns voller Freude willkommen hiessen. Wir bekamen allerhand vom Glühwein, über Kekse hin zu gebrannten Mandeln geschenkt. Sie sind froh über unser Kommen: «Es bringt nochmals eine ganz andere Atmosphäre hier rein», sagen sie.
Maria und Josef mit ihren Eseln kommen aus einer anderen Zeit und können doch auch heute noch prägen.
Ein chinesisches Pärchen schaut ganz interessiert und fragt was wir seien. Als ich sie fragte, ob sie die Weihnachtsgeschichte kennen würden, verneinten sie es. So erzählte ich ihnen, warum wir dieses Fest feiern.
Es gab viele kleine Begegnungen, wo wir sehen konnten, wie sich die Menschen gefreut haben über unser Dasein.
Feldtagebuch von Maria: "Jöh und ungeschminkt"
Meine Füsse sind einfach nicht mehr da. Kalt ist mir dagegen nicht. 3 Stunden mit den Eseln Pauline, und ich vor allem mit Angelo. Er ist wirklich ein Engel. Sehr gelassen, ihn bringt fast nichts aus der Ruhe, nur mal ein paar Skateboardfahrer, die scharf bremsen.
Wir beginnen am Lindenberg und sobald ich das Kopftuch angelegt habe, verändert sich etwas. Und erst recht, als ich die Esel sehe - vor allem Paulina mit den Körben wirkt wie aus einer anderen Zeit. Sie helfen uns so.
Wir gehen erst die Rheingasse vor, da ist noch niemand unterwegs. Dann aber mitten durch die Stadt, vorbei an Trams und Läden…. Und es zeigt sich: Die Esel sind interessant. Sie ziehen die Blicke auf sich - nicht alle. Wohlgemerkt gibt es immer noch genug Menschen, die genau vor ihnen stehen und dabei aber tatsächlich über den Weg diskutieren - von ihnen nehmen sie keine Notiz. Das ist schon eine Erfahrung. Aber die Esel… sie wecken Kindsheitserinnerungen. Eine Frau kommt auf die Esel zu und erzählt, sie hätte auch als Kind einen Esel gehabt, Esmeralda hätte er gehiessen.
Trotz der Verkleidung sind wir beinahe unsichtbar, Josef und ich. Es ist ja auch schwierig, jemand läuft an dir vorbei mit so altertümlichen Gewänder. Das ist völlig uneindeutig. Als Maria muss ich oft den ersten Schritt machen. Aber der ist viel einfacher als gedacht: es reicht schon, wenn ich sage: „Frohe Weihnachten“ - irgendwie erklärt das alles: mein hier-sein, den Esel, und dazu ist es sehr einfach, die Karte zu verteilen - zum Ausmalen für die Kinder und mit dem QR-Code für die Geschichte. Für das, was hinter Weihnachten steckt. Dem „Dahinter“ komme ich am nächsten, als ich mit ein paar Frauen ins Gespräch komme. Das war eine völlig überraschende Situation, wir sind gerade an der Tram-Haltestelle 8 eingequetscht zwischen eben der stehenden Tram und den Läden, mitten auf dem Weg eigentlich. Da spreche ich erst mit einer jungen Frau, die uns ein Stückchen begleitet hat und interessiert beobachtet hatte. Sie kann ich fragen, wohin sie unterwegs ist und was für sie Weihnachten ist. Daran anschliessend wartet eine Frau mit dem Rollator auch extra, um zu erfahren, wer wir hier sind und was wir machen. Zwei Frauen beobachten das alles, sie sind jetzt unterwegs zu einem gemütlichen Kaffee und Plaudern. Auch sie frage ich, was ihnen denn Weihnachten bedeutet. Nicht nur Geschenke, sagt die Eine. Vor allem die Familie - und die Liebe. Und sie ergänzt: „Die bringen uns ja auch die Tiere. Die lieben uns einfach.“ Und da geht mir ein Licht auf: die lächelnden Gesichter im Angesicht der Esel, die glänzenden Augen... Die Tiere bringen uns Liebe ganz spürbar nah, quasi zum Anfassen. Und es stimmt, ich könnte Angelo die ganze Zeit streicheln. Seine Ohren sind wunderbar weich. Er hat einen ganz warmen Atem und knufft mich immer mal. Er bringt uns zum Lachen, als er sich genussvoll in der frischen Holzspäne auf der Klaramatte wälzt.
Wir ziehen unsere Runde durch die Webergasse und werden fotografiert, es winkt vom Hinterausgang der Migros, im Frisörladen kriegt jemand den Mund gar nicht mehr zu. Das hören wir öfters: „Esel hab ich hier auch noch nie gesehen.“ Am Rhein steigt einer auf unser Rollenspiel ein: Als ich sage, wir sind unterwegs von Nazareth nach Betlehem, fragt er: wo wir denn heute schlafen wollten.
Eine Erfahrung hat mich irritiert. Wir laufen von der Klaramatte durch ein paar Häuser. Kinder schaukeln dort, manche haben einen Ball. Erst schaut es so aus, als wollten sie auf uns zukommen - doch die mit dem Ball drehen ab. Nur ein Junge kommt dann doch zielstrebig auf uns zu: Und jemand fragt schon, ob er den Esel streicheln wolle. Doch der Junge sagt sehr ernsthaft: „Hier ist aber Tierverbot.“ „Ah, hier dürfen also keine Hunde und so rumtoben? Wahrscheinlich wegen ihren Hinterlassenschaften.“ „Auch auf dem Teer ist Tierverbot, nicht nur in der Wiese.“ Dieser Junge widersteht aller Magie der Tiere, er ist mit dem Verbot beschäftigt, bzw. uns darüber zu informieren. Ob das ein Scherz ist? Mir scheint es nicht, vielleicht gibt es dort wirklich ein striktes Tierverbot in und um den Häusern. Für mich ist das die einzige Erklärung dafür. Aber wer weiss, vielleicht ist es auch für die Tiere immer schwerer, die Liebe zu den Menschen zu bringen.
Nachdem wir kreuz und quer durch Kleinbasel gezogen sind, überqueren wir sogar einmal die Brücke. Dort ist eine Gruppe junger Männer, unterschiedlichster Hautfarben. Wir werden langsamer, aber sie kommen nicht gerade. Es dauert einen Moment, dann zockt doch einer das Handy. Ich rief Josef, zum Stehenbleiben. Manche brauchen etwas Zeit um sich anzunähern. Doch dann kommen sie. Machen Selfies, lassen Fotos machen. Sie sind aus der Türkei, Afghanistan, Syrien… Der Junge aus Syrien sagt, dort gebe es auch solche Tiere. Sie unterhalten sich untereinander auf Englisch.
Zum Schluss laufen wir noch am Rhein, Richtung St. Josef. Es ist dort unten wirklich kälter, auch windiger. Und die Kälte kriecht einem mit der Zeit in die Knochen. Wir kommen dann auf 17 Uhr dort an. Die Leute, die anstehen, kommen aber nicht. Natürlich, sie stehen in der Reihe an, um auf ihr Essen zu warten. Sie können den Platz nicht verlassen. Wir versuchen, die Esel dorthin nahe an die Leute zu bringen, doch das gelingt einfach nicht. Weder Angelo noch Pauline können wir so stellen, dass die Leute sie gut streicheln können. Das tut mir leid. Sie sind nämlich aufgestanden und warten darauf, ohne viele Worte. Es ist dann auch Paulina, die beschliesst, jetzt geht sie mal weiter. Sehr zielstrebig geht sie voran, und es ist ja noch ein ziemlicher Weg zurück. Wir sind auf dem Heimweg, nicht mehr so ganz parat - aber wir sind immer noch so verkleidet, und die Esel sind ebenso eine Attraktion wie auf dem Hinweg. Die Leute hätten gerne gestreichelt, aber wir sind müde, und die Esel auch. Sie drehten sich schon mal weg von den Leuten. Ja, es war doch anstrengend.
Nur meine Tochter ist noch voller Eifer dabei allen, aber wirklich allen, Leuten im Vorbeigehen „Frohe Weihnachten“ zuzurufen, und sie schimpft mit mir, dass ich die Karten nicht verteile. Ich komme nicht mehr mit, wir sind recht flott unterwegs. Eine Frau aber, der geben wir eine und sie fragt auch, wer wir sind. Wir fragen Sie dann auch, wie sie Weihnachten feiere. Ihre Antwort: „Allein.“ Das klingt traurig. Und Paula, meine Tochter, beschäftigt das dann noch. Sie sagt, da könnte die Stadt doch mal was Gutes tun und Weihnachten feiern, dort könnte es doch Tee geben….Ich sage, ja, die Frau habe auch traurig gewirkt, und meine Tochter genau das in diesem Moment auch. Sie muss schlucken. Es hat sie berührt.
Im Vergleich zu Paula sind wir alle eher vorsichtig unterwegs. Einfach Karten in die Hand drücken, Leute ansprechen, das ist „Streetworking“, das braucht eine grosse Überzeugung. Paula war total davon überzeugt, was Wunderbares hier als Aufgabe zu haben: "Frohe Weihnachten" wünschen - allen. Von Herzen!
Spiritualität ist „ein Weg zu Gott“, niemals abstrakt, sondern sie wird lebendig in jedem Menschen. Ignatianische Spiritualität bezieht sich auf die „Geistlichen Übungen“ (Exerzitien), mit denen der Hl. Ignatius von Loyola Menschen helfen wollte, Gott zu finden und ihr Leben auf Gott auszurichten. Er war überzeugt davon, dass Gott selbst in jedem Menschen wirkt und ihn in die Freiheit führen will, damit er verantwortet wählen und entscheiden kann. Ignatianische Spiritualität ist eine Spiritualität der Freiheit, der Unterscheidung und Entscheidung, und das Grundprinzip ist das Wachsen und Lernen. Sie ist eine Spiritualität der Dankbarkeit. Ignatius erlebte sich bei aller Gebrochenheit zutiefst als beschenkt, geliebt von Gott und durch Jesus Christus erlöst. Auf diese Erfahrung wollte Ignatius mit seinem Leben großherzig antworten und anderen dabei helfen, Gott in allen Dingen zu suchen und finden. Ignatianische Spiritualität ist eine Mystik des Dienstes. Die „Geistlichen Übungen“ wollen einen „Menschen für andere“ formen, wie es dem Lebensmodell Jesu entspricht.
Dialog und Mission, das ist kein Entweder–Oder. Dialog und Mission sind nicht zwei verschiedene Tätigkeiten. Vielmehr ist der Grund von allem, was wir als Christen tun, Mission, unsere Sendung. „Als Gefährten Jesu, gesandt in die heutige, von religiösem Pluralismus gekennzeichnete Welt“, so schreibt die 34. Generalkongregation unseres Ordens, „haben wir eine besondere Verantwortung, den interreligiösen Dialog zu fördern. Die ignatianische Sichtweise der Welt sorgt für die geistliche Inspiration und das apostolische Fundament für diese dringende Aufgabe. Sie öffnet unsere Augen für das unvergleichliche Geheimnis der erlösenden Gegenwart Gottes in der Welt (‚Deus semper maior‘). Sie macht uns aufmerksam für die heiligen Augenblicke des direkten Handelns Gottes an den Menschen in der Geschichte. Die Betrachtung von Gottes Wirken in allen Dingen hilft uns, den göttlichen Geist in den Religionen und Kulturen wahrzunehmen.“
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