Matteo Ricci

Matteo Ricci wurde am 6. Oktober 1552 in Macerata/Italien geboren, wo er das dortige Jesuitengymnasium besuchte. Anschließend  studierte  er Rechtswissenschaft, Theologie und Philosophie in Rom, wo er am 15. August 1571 in den Jesuitenorden eintrat. Hier betrieb er Studien der Naturwissenschaften bei dem Bamberger Gelehrten Christopher Clavius

1578 wurde Ricci nach Goa und 1582 nach Macao, dem portugiesischen Handelsstützpunkt und Eingangstor zum chinesischen Reich gesandt, um die chinesische Sprache zu erlernen. Ein Jahr später gelang es ihm mit seinem Ordensmitbruder Michele Ruggieri, erstmals eine christliche Niederlassung im Inneren des abgeschotteten chinesischen Reiches zu gründen.

Am 24. Januar 1601 traf die Erlaubnis von Kaiser Wan-Li ein, die ihm die Tore Pekings öffnete. Ricci begeisterte die atheistischen Gelehrten durch seine genau gehenden Uhren, selbstgezeichneten Weltkarten, seine außergewöhnlichen Kenntnisse in Mathematik und Astronomie und vor allem durch sein erstaunliches Gedächtnis. So konnte er 400 nicht in einem logischen Zusammenhang stehende Schriftzeichen vor- und rückwärts wiederholen, nachdem er sie nur einmal gelesen hatte. Ricci verfasste zahlreiche Bücher über christliche Ethik, Apologetik, Mathematik und Astronomie in chinesischer Sprache. Er sah in der chinesischen Weisheit deutliche Spuren und Zeichen seines Gottes und vereinbarte so die Autorität des Konfuzius und die Ahnenverehrung mit dem christlichen Glauben.

Die neue westliche Wissenschaft sollte zu dem Ort werden, an dem die chinesische Kultur mit den europäischen Christen zusammen kam und es so auch dem Christentum ermöglicht werden konnte, auf diesem Weg in China Fuß zu fassen. Ricci begründete diese unter dem Begriff "Akkommodation" bekannte China-Mission der katholischen Kirche und wurde einer der bedeutendsten Vertreter von Ideen der europäischen Renaissance in China. Gleichzeitig vermittelte er in Europa zum ersten Mal in der Geschichte systematische Kenntnisse über Gesellschaft, Geschichte und Kultur der Chinesen in der späten Ming-Zeit.

Matteo Ricci, der den Titel eines "Gelehrten, Heiligen und Weltenlehrers" erhielt, verbrachte seine letzten Lebensjahre mit wissenschaftlichen Arbeiten im Dienst des Kaisers, besonders auf den Gebieten der mathematischen Erdkunde, Kosmographie, Astronomie und Kartographie. Er starb am 11. Mai 1610 in Peking. Zur Ehre dieses bemerkenswerten  Bewerkstelliger der Inkulturation unter den Chinesen, der ein Vorbild des Dialogs und des Respekts des Glaubens von anderen ist, wurden 300 Glocken geläutet.

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