„Die Schere zwischen Arm und Reich ist extrem. Das Gymnasium ist wie eine elitäre Blase und nur fünf Minuten mit dem Bus davon entfernt, ist eine komplett andere Welt“, fasst der Abiturient Cornelius Wilke seinen Eindruck von der Reise zusammen. In dieser anderen Welt, dem Tranzit-Viertel, gibt es seit ungefähr zwei Jahren einen weiteren Standort vom Loyola-Gymnasium. Unter der Anleitung von Moritz Kuhlmann SJ geben Schüler des Gymnasiums den Aschkali, einer muslimischen Minderheit der Roma im Kosovo, Unterricht. Zwischen vielen Rohbauten und staubigen Straßen ist ein Zentrum (Loyola-Tranzit) mit Kindergarten und Musikschule entstanden.
Gemeinsam mit den Menschen aus Tranzit und der Schulband des Gymnasiums proben wir während der Reise. In gemischten Instrumentengruppen zeigen wir ihnen Musikstücke aus unserem Repertoire und sie bringen uns bei, wie man albanische Lieder zum Klingen bringt. Menschen anderer Sprache komplizierte Musik beizubringen, sei eine faszinierende Erfahrung, erzählt Cornelius. Viele Tranzit’ler spielen auch erst seit ein paar Monaten ihr Instrument und haben noch nie etwas von Noten-Vorzeichen gehört.
In Ermangelung einer gemeinsamen Sprache, wird die Musik unsere Brücke der Begegnung mit den Aschkali. „Das gemeinsame Üben hat eine richtige Gemeinschaft geformt. Man war stolz über den gemeinsamen Erfolg“, berichtet Julius de Gruyter, der in der Bigband Saxophon spielt. Viel gelingt über gegenseitiges Vorspielen und Experimentieren auf zum Teil fremden Instrumenten. Am Ende reicht es für vier Openair-Konzerte. Das wohl eindrücklichste spielen wir im Tranzit-Viertel zwischen Hühnern und Enten als Auftakt zum muslimischen Fastenbrechen mit 700 Cevapcici, traditioneller Musik und Tanz.