• . Ansgar Wiedenhaus SJ und Pastoralreferent Jürgen Kaufmann in der Offenen Kirche St. Klara in Nürnberg.

Offene Ohren für Kirchenaustritt

Unter dem Titel „Exit?“ bietet die Offene Kirche St. Klara in Nürnberg ein regelmäßiges Gesprächsangebot für Menschen, die der Kirche den Rücken kehren wollen, es bereits getan haben oder am Zweifeln sind.

Für Menschen, die mit ihrer Kirche hadern, ist es häufig schwierig, Gesprächspartner zu finden, die sich ihrer Kritik stellen oder ihnen einfach auch nur mal zuhören. Dabei geht es gar nicht darum, ihren Argumenten etwas entgegenzusetzen sondern um ein völlig offenes Gespräch, das den Zweifelnden zeigt, dass sie mit ihrer Kritik und ihren Fragen ernst genommen werden.

„Die Idee für dieses Angebot hatten wir schon länger“, meint Jesuiten-Pater Ansgar Wiedenhaus SJ, Leiter der kath. Cityseelsorge an der Offenen Kirche St. Klara in Nürnberg. Die jüngsten Veröffentlichungen zu den Missbrauchsskandalen waren allenfalls der letzte Anstoß, dies jetzt in die Tat umzusetzen. Gerade die Klara-Kirche mit ihrem betont offenen Angebot unterschiedlichster Art hat häufig mit Menschen zu tun, die mit der „Amtskirche“, aber auch mit ihrem herkömmlichen Glauben ihre Probleme haben, am Zweifeln oder auch am Verzweifeln sind - nicht selten infolge von Lebensumbrüchen. Darin sieht sie auch eine ihrer Hauptaufgaben. „Das sind ja keine schlechteren Christen oder Menschen, die keinerlei spirituelle Bedürfnisse haben“, meint Pater Wiedenhaus. Häufig fehle ihnen jedoch ein Ort, um mit ihrem Anliegen auch will-kommen zu sein. In Zeiten, in denen die Kirchenbindung stark nachlasse und die Kirche selbst manches dafür tue, dies noch zu verstärken, seien solch offene Räume und Angebote irgendwann vielleicht noch die einzige Chance, Menschen eine spirituelle Heimat zu bieten.

Beim neuen Angebot „Exit?“ nun geht es vor allem darum, Menschen bei ihrem Austritt zu begleiten und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie dennoch ihren Glauben weiterleben und auch weiterhin mit manch Vertrautem in Berührung bleiben könnten. „Viele gehen ja nicht einfach so, sondern haben dabei große Schmerzen“, sagt Pater Ansgar Wiedenhaus, „es ist eine Entscheidung, die ihnen schwer fällt und zu der sie sich lange haben durchringen müssen.“ Ziel sei es nicht etwa, sie umzustimmen. „Natürlich dürfte es manche geben, die eine Entscheidungshilfe wollen und daher Argumente und Gegenargumente abwägen wollen“, sagt Wiedenhaus. Jedoch solle dieses Gesprächsangebot ein völlig offenes Angebot sein. Jeder Mensch müsse letztlich selbst entscheiden, was das Richtige für ihn sei.

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