Papst Franziskus ist am Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung gestorben. „Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet“, sagte Kardinal Kevin Farrell per Video. Noch am Ostersonntag hatte sich der Papst der Öffentlichkeit auf dem Petersplatz gezeigt und den Segen „Urbi et Orbi“ erteilt.
Franziskus stammte aus Argentinien und war der erste Lateinamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche. Er gehörte dem Jesuitenorden an, wurde am 13. März 2013 zum Papst gewählt und führte die katholische Kirche zwölf Jahre lang. Zuvor war er Erzbischof von Buenos Aires.
„Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten. In großer Dankbarkeit für sein Beispiel als wahrer Jünger des Herrn Jesus empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des dreifaltigen Gottes“, sagte Kardinal Kevin Farrell.
Franziskus leitete eine umfassende Reform der römischen Kurie ein und warb für eine flexiblere Anwendung der katholischen Sexualmoral. Für seinen Einsatz für Flüchtlinge, Arme, Andersgläubige ebenso wie für die Bewahrung der Schöpfung genoss Franziskus auch außerhalb der Kirche großes Ansehen. Als erster in 2.000 Jahren Kirchengeschichte gab er sich den Papstnamen Franziskus, in Erinnerung an den „Heiligen der Armen“, Franz von Assisi.
Jesuiten würdigen ihren Mitbruder
„Wir sind betrübt über seinen Tod, doch gleichzeitig empfinden wir tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott, dem Vater, der so reich an Barmherzigkeit ist, für all das Gute, das wir durch den Dienst eines ganzen Lebens empfangen haben“, sagte Pater Arturo Sosa SJ, Generaloberer der Jesuiten in Rom. „Wir danken auch für die Art und Weise, wie Papst Franziskus die Kirche während seines Pontifikats geführt hat, in Gemeinschaft und Kontinuität mit seinen Vorgängern, in dem Bestreben, den Geist und die Leitlinien des Zweiten Ökumenischen Konzils von Vatikan II in die Praxis umzusetzen.“ Pater Sosa erinnerte auch an den besonderen Moment im März 2020, als Papst Franziskus allein auf dem Petersplatz für die Menschheit und ein Ende der Corona-Pandemie betete. „Für Papst Franziskus ist der Dialog untereinander, zwischen politischen Gegnern oder zwischen Religionen und Kulturen, der Weg, um weiterhin Frieden und soziale Stabilität zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Verständnisses, der Fürsorge und der solidarischen Unterstützung zu schaffen", sagte Sosa.
„Beeindruckend, überzeugend und glaubwürdig“
P. Thomas Hollweck SJ, Provinzial der Jesuiten in Zentraleuropa, bezeichnete Papst Franziskus als „beeindruckend, überzeugend und glaubwürdig“. Seine Schlichtheit und Einfachheit seien nicht nur in seinen Worten, sondern vor allem in seinem Verhalten spürbar gewesen. „Die Begegnung mit Menschen schien Papst Franziskus immer wichtig zu sein. Auf mich wirkte er sehr unmittelbar in der Begegnung. Er war den Menschen menschlich zugewandt, die gerade vor ihm sind, und begegnete allen mit offenen Augen, die ein offenes Herz zeigten.“ Pater Hollweck hob zugleich den Einsatz des Papstes für die Schöpfung hervor. „Die Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus hat mich beeindruckt. Ich habe sie von Anfang bis Ende gelesen, was ich nicht von jeder Enzyklika sagen kann. Es ist bemerkenswert, wie viele Menschen sie gelesen und innerlich aufgenommen haben. Diese Enzyklika hat wirklich etwas bewirkt.“
Dass Papst Franziskus Jesuit war, habe man ihm manchmal angemerkt, so Pater Hollweck, „vor allem, was die „Unterscheidung der inneren Regungen“ betrifft, oft als „Unterscheidung der Geister“ bezeichnet. Diese Unterscheidung hat Franziskus selbst praktiziert und als wertvolles geistliches Instrument in der Gemeinschaft der Kirche gestärkt. Uns Jesuiten gegenüber hat er die Bedeutung der Unterscheidung betont. So hat er uns die erste Apostolische Präferenz – eine Unterscheidung, die in der praktizierten Gottesbeziehung wurzelt –, als das Wichtigste aufgetragen. Wie hoch er die Unterscheidung schätzte, zeigte sich auch in seinem Bemühen um Synodalität in der Kirche.“
Jesuit und Papst: Franziskus – ein Nachruf von Andreas R. Batlogg SJ