München – Heute Morgen ist P. Werner Herbeck SJ im Altenheim der Jesuiten in Berlin verstorben. Bis zuletzt war sein Leben und Wirken geprägt von einem wachen Interesse an neuen Fragestellungen und Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft sowie vom tatkräftigen Engagement in sozialen und politischen Fragen. Konzentration auf den Binnenraum von Kirche lag ihm nicht, sein Anliegen war es, an die „Hecken und Zäune" zu gehen. Persönlich wirkte P. Herbeck auf den ersten Blick sperrig, nüchtern, knapp und kurz angebunden; doch wer ihm zuhörte, entdeckte einen zupackenden und hilfreichen, gemütvollen und sensiblen Menschen.
P. Werner Herbeck SJ wurde am 29. Februar 1932 in Berlin geboren. Nach dem Abitur am Canisius-Kolleg trat er 1951 in den Jesuitenorden ein. Nach den ordensüblichen Studien in Pullach und Frankfurt/St.Georgen wurde er 1962 in Berlin von Erzbischof Alfred Bengsch zum Priester geweiht. Für den Abschluss seiner Ordensausbildung ging er in die USA und lernte dort die Grundkenntnisse der Gesprächstherapie kennen, was ihm bei seinen weiteren seelsorglichen Tätigkeiten mit Studenten, Ratsuchenden und Randgruppen zugute kam.
Von 1962 bis 1965 war er Studentenseelsorger an der Freien Universität (FU) Berlin, danach von 1967 bis 1977 Studentenpfarrer in Darmstadt. Hier machte er eine ihn nachhaltig beeindruckende Bekanntschaft mit Eugen Kogon, einem christlich geprägten Gegner des Nationalsozialismus. Mit großem Engagement widmete er sich in diesen turbulenten Jahren dem Gespräch und der Begleitung Studierender und scheute dabei nicht den innerkirchlichen Konflikt. Anschließend arbeitete er, ebenfalls in Darmstadt, in der Telefonseelsorge, bis er 1980 nach Berlin zurückging und zwanzig Jahre lang die „Offene Tür Berlin” (OTB) leitete, die Unterstützung und Begleitung in seelischen Schwierigkeiten, Konflikten und psychologischen Problemsituationen bietet. Von 1984 bis 1991 war er auch Oberer des Ignatiushauses in Berlin. Mit seiner ganzen Person, aber auch durch die spezifische Arbeit der „Offenen Tür“ setzte sich P. Herbeck dafür ein, dass die Kirche in Berlin tatsächlich eine offene Tür für die Fragen und Nöte der Menschen hatte.
Nach seinem Ausscheiden wurde er Nofallseelsorger und zog 1999 in das Berliner Canisius-Kolleg, wo er sich neben weiteren seelsorglichen Aufgaben der Betreuung der Wohltäter, Freunde und Ehemaligen des Kollegs widmete. Von 2001 bis 2007 war er Geistlicher Leiter der Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen (KMF) im Bund Neudeutschland (ND). 2014 zog er aus gesundheitlichen Gründen in das Peter-Faber-Haus in Berlin-Kladow.
R.I.P.
Das Requiem wird am Donnerstag, 5. November 2020, um 11 Uhr in St. Canisius, Witzlebenstraße 30, 14057 Berlin gefeiert. Die Corona-Bestimmungen (Maskenpflicht und Mindestabstand) erlauben nur die begrenzte Anzahl von 70 Plätzen in der Kirche. Bitte registrieren Sie sich über https://www.jesaja.org/events/PMxCSM6qvsjM9nPYfür das Requiem und bringen Sie bitte das Ticket zum Requiem mit.
Die Beerdigung findet im Anschluss an das Requiem um 13 Uhr auf dem Domfriedhof St. Hedwig, Ollenhauerstraße 24-28, in Berlin-Reinickendorf im kleinen Kreis statt.
Wir danken unseren Mitbrüdern, die nach Hause und zu Gott heimgekehrt sind, und wir werden nicht vergessen, was Gott durch ihr Leben und ihren Dienst an seinem Volke gewirkt hat.
All Ihr Heiligen und Seligen der Gesellschaft Jesu kommt ihnen zu Hilfe!
Ewiger Gott, du wolltest nicht, dass der Tod das Ende sei, sondern dass durch ihn dein Sohn verherrlicht werde. Strecke deine Hand aus über unsere verstorbenen Mitbrüder, damit sie, die in Christus neugeboren wurden, die Fülle des Lebens erhalten durch Christus, unseren Herrn.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe. Und das ewige Licht leuchte ihnen. Sie mögen ruhen in Frieden. Amen.
Lebensgeschichten
Jeder Jesuit ist ein Mensch, der in den Exerzitien darum betet, Gott in allem bereitwilliger zu lieben und zu dienen. Voll Freude gedenkt die Gesellschaft Jesu all derer, die offiziell zu Heiligen und Seligen erklärt wurden, aber auch all derer - Männer wie Frauen -, die die ignatianischen Werte und Anliegen auf inspirierende Weise gelebt haben, die voller Liebe und Eifer "Menschen für andere" waren.
All diese heiligen und seligen Jesuiten zeichnet ihre Bindung an die Gesellschaft Jesu aus. Sie alle waren sich bewusst, dass sie als Sünder berufen waren, der Gemeinschaft anzugehören, die mit dem Namen Jesu bezeichnet wird. Nicht wenige sahen sich zeitlebens teilweise heftigen Konflikten ausgesetzt, mit weltlichen oder kirchlichen Obrigkeiten und oft auch mit ihrer eigenen Ordensgemeinschaft, aber sie waren ihren Ordensgelübden treu und hielten fest an der ihnen gegebenen Sendung. Sie alle sind uns Vorbilder darin, wie wir unsere Berufung zu dieser geringsten Gesellschaft leben können. Sie zeigen uns, was es bedeutet, "unter dem Banner des Kreuzes“ zu leben und Christus immer mehr nachzufolgen.
Am 5. November feiern wir das Fest Allerheiligen der Gesellschaft Jesu und bitten dankbar darum, dass auch wir einmal zu ihnen gerechnet werden können. Am 6. November, dem Gedenktag Allerseelen der Gesellschaft Jesu, gedenken wir all unserer verstorbenen Mitbrüder.