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Synodenblog Tag 20

Dreieinhalb Wochen debattieren Bischöfe, Fachleute und auch einige Jugendliche aus der ganzen Welt im Vatikan über Jugend, Glaube und Erkenntnis der Berufung. Mit dabei als eingeladener Experte aus Deutschland: Clemens Blattert SJ. Er schreibt für Vatikan News einen Blog. Heute: Tag 20.

Liebe Leserinnen und Leser,

gerade komme ich vom Pilgern zurück. Vor zwei Wochen gab es in der Aula die Idee, dass wir eine gemeinsame Wallfahrt unternehmen. Gesagt, getan. Die Kongregation für die Evangelisierung übernahm die Organisation, 200 Synodenteilnehmer sowie einige Jugendliche aus Rom, Mitarbeiter und Bekannte rund um die Synode kamen mit.

Um 8:00 Uhr traf sich die Gruppe im Vatikan, wo bereits sechs große Busse bereitstanden. Als wir die vatikanischen Mauern verlassen hatten, zückten die italienischen Jugendlichen plötzlich ihre Handys und redeten ganz aufgeregt durcheinander. Wir stellten fest, dass die Busflotte von einer Polizeieskorte begleitet wurde – das erlebt man auch nicht jeden Tag. So ging es durch Rom bis auf den Monte Mario.

Mit einem kurzen Gebet begannen wir auf der Via Francigena zu pilgern. Das ist ein Pilgerweg, der von Canterbury durch Frankreich, die Schweiz und Rom bis nach Jerusalem führt. Wir liefen die meiste Zeit durch Wald, manchmal öffneten sich aber auch herrliche Blicke auf die Stadt: Etwa auf das Fußballstadion von Rom und natürlich auch auf den Petersdom. Das letzte kurze Wegstück führte uns durch die Stadt. Auch hier sperrten Polizisten die Strecke ab, was zu einem regelrechten Hupkonzert führte...

Dreimal hatten wir eine Station, hielten inne, hörten ein Stück aus der Heiligen Schrift und beteten jeweils einen Psalm. Danach konnte man entweder ein Stück in Stille gehen oder sich mit einer Weggefährtin oder einem Weggefährten unterhalten.

Die Stimmung war wunderbar. Die Jugendlichen hüpften wie bei einem Klassenausflug herum, der Kardinal in den Turnschuhen stapfte schwitzend und zufrieden dahin, man konnte untereinander unkompliziert ins Gespräch kommen und schöne Unterhaltungen ergaben sich. Es war ein echter Segen, so unverkrampft gemeinsam unterwegs zu sein. So etwas hätte es eigentlich schon nach den ersten drei Sitzungstagen gebraucht, um uns auch abseits des Protokolls besser kennen zu lernen.

Unser Pilgerweg endete auf dem Petersplatz. Mit einem Taizé-Lied auf den Lippen zogen wir in die Basilika ein. Am Petrusgrab erwartete uns der Papst. Mit ihm zusammen erneuerten wir unseren Glauben an den dreieinigen Gott mit demselben Ritus wie in der Osternacht. Ein sehr bewegender Moment. Danach feierten wir die Messe. Der Papst nahm in der Bank teil, ein Kardinal stand der Messe vor und unter den Messgewändern lugten die schmutzigen schwarzen Schuhe oder Turnschuhe hervor. Bischöfe, junge Leute, Priester, wir alle saßen eng beieinander. Vor dem Agnus Dei zog mich ein Priester am Arm und schwups war ich Teil von einem Team, das die Kommunion austeilen sollte – ein sehr schöner Dienst, den Leib Jesus Christi an ganz viele verschiedene Menschen austeilen zu dürfen. In diesem Moment dachte ich mir, dass wir als Synode viel mehr solcher Momente zusammen gebraucht hätten. Das hätte manches vereinfacht.

Aber was mich wirklich beeindruckt hat sowohl bei der Messe als auch bei der ganzen Wallfahrt, war die Organisation. Alles lief reibungslos ab, was bei einer Gruppe von 300 Leuten nicht anspruchslos ist. Am Ende gab es sogar noch Lasagne und Rotwein für alle – darauf musste ich aber verzichten, damit ich mich rechtzeitig an den heutigen Blogartikel machen konnte.

Unternehmungen wie diese sind sicherlich auch Inspirationen für zu Hause – im Großen wie im Kleinen. Ich bin beispielsweise gespannt, wann die Vollversammlung der deutschen Bischöfe Auditoren in ihren Kreis bittet, um das synodale Prinzip ausprobieren, oder die Bischöfe sich Zeit in ihren Terminkalendern freischaufeln, um mit Menschen aus ihren Bistümern zu pilgern und auf dem Weg über ihren persönlichen Glauben ins Gespräch zu kommen...

Das Pilgern nimmt einen zentralen Gedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils auf: gemeinsam auf dem Weg zu Gott sein. Natürlich braucht es Menschen, die leiten, sonst läuft der ganze Pulk durcheinander oder verkehrt, natürlich braucht es verteilte Aufgaben und Dienste. Zentral ist aber, dass man miteinander auf dem Weg und Volk Gottes ist! Diese Synode bringt die Bischöfe und das Volk Gottes wirklich gemeinsam in Bewegung, sie erfrischt den eigenen Glauben an den lebendigen Gott und spendet so genügend Kraft zum Weitergehen!

Clemens Blattert SJ

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