Anders als Frankfurt konfrontiert die Arbeit an einer der ältesten Pfarreien Kölns mit ihrer bewussten Entscheidung für eine ausdrückliche Zeitgenossenschaft mit der Moderne mit einem mutmaßlich religiös raueren Klima. Im Vergleich zu Sankt Georgen ist der Einsatz an der Kunst-Station Sankt Peter eher mit einer Freilandgärtnerei zu vergleichen.
Im pastoralen und im kulturellen Einsatz geht es an diesem Kirchort um das Wachstum im Hier und Jetzt. Das hat mit der Ankunft des bedeutenden Rubensbildes "Kreuzigung Petri" im Jahr 1642 begonnen und wurde in unseren Tagen von den Patres Schuh und Mennekes neu profiliert. Liturgie, Diakonie und das vielfältige Leben einer weit verzweigten, keineswegs monokulturellen Milieugemeinde müssen vor ab-strakter Gegenwartskunst und zeitgenössischer Mu-sik Bestand haben. Das erzeugt Spannungen und er-fordert Spannkraft, nicht zuletzt theologische. Sankt Peter bildet eine Art Brückenkopf in ästhetische Mi-lieus der Gegenwart, in Welten, in denen Glauben und Kirche auf den ersten Blick nicht vorkommen. Aber nicht selten berührt gerade die Kunst mit ihren Mitteln und ihrer Kompromisslosigkeit genau das, worum es im Glaubensvollzug geht: "wenn sie sich ganz seiner Führung überließen". Das gilt es zu erahnen und auszuhalten. Für diese Art geistlicher Wahrnehmung versucht Sankt Peter, jenseits von Worten und Erklärungen (auch frommen) einen Raum zu eröffnen. Damit dieser Freiraum erlebbar wird, ist der romanisch-spätgotische Kirchenraum von Sankt Peter weitgehend leer geräumt. Die Offenheit macht eine geistliche Dimension sichtbar, die von Kirchenfremden oft eher verstanden wird als von Insidern. Diese Weite in ihrer kulturellen und auch in ihrer religiösen Dimension zu bewahren, ist die pastorale Aufgabe an dieser besonderen Kirche im Konzert der Kölner Innenstadtkirchen. Der Pastor ist hier Hirte und Hüter eines öffentlichen, leeren Raumes, in dem ohne die Verlustangst um das Katholische oder um die künstlerische Freiheit das Unnennbare anklingen darf. Dieses Geheimnis, das Kunst und Religion berühren, aber nie besitzen, schwebt wie die Wolke einer Kunstinstallation von 2014 im Raum. Eine Kirche, die alle erreicht, ist nicht der Auftrag Jesu. Sie hat allen Geschöpfen das Evangelium zu verkünden. Die Kunst-Station Sankt Peter versucht das in der Sprache der Gegenwart und macht erlebbar, wie Gott sein Volk heute sucht und findet. Der Auftrag der Gemeinde ist es, daran zu glauben, dass Gott immer in der Mitte ist und in der Gegenwart wirkt. Die kommunikationsfreudigen Kölner scheinen dafür sensibel.