Als Socius ("Assistent") des Novizenmeisters habe ich unsere elf Novizen gefragt, was ihre persönliche Motivation war, ins Noviziat einzutreten. Die Antworten darauf sind vielfältig. Und doch gibt es einige Elemente, die sich durchtragen. Dabei fällt auf, dass der Wunsch danach, dem eigenen Leben Sinn zu geben, deutlich hervortritt. So sagen Novizen selbst:
"Ich möchte etwas Sinnvolles mit meinem Leben machen" (Christian Lischka).
"Ich bin auf die Idee gekommen, dass ich Priester werden könnte, weil ich mir Gedanken darüber machte, wie ich mein Leben sinnvoll einsetzen kann" (Martin Pucher).
"Anfang Zwanzig stellte ich mir viele Fragen nach dem Sinn meines Lebens, was die Herausforderungen unserer Zeit für mich bedeuten und wie mein Leben in Zukunft aussehen könnte" (Gerald Baumgartner)."Während der Zeit meines Studiums habe ich viel über existenzielle Fragen nachgedacht - über Tod und Leben, den Sinn all unseren Tuns auf Erden etc." (Lukas Kraus).
Unseren Novizen ist es offensichtlich wichtig, dem Leben einen Rahmen zu verleihen, der ihrer Lebenszeit Bedeutung zu geben verspricht. Doch inwiefern bietet der Lebensentwurf als Jesuit eine Antwort auf diese Sehnsucht?
„Ich habe die Jesuiten im Laufe meines Studiums als Ordensmänner kennengelernt, die auf sehr überzeugende Weise Frömmigkeit und Wissenschaft, Freiheit und Verbindlichkeit, Individualität und Gemeinschaft zusammenbringen. Sie folgen Jesus in ganz konkreten Arbeiten nach, indem sie sich für die Botschaft von Glaube und Gerechtigkeit einsetzen.“ (Fabian Retschke).
„Ich möchte dazu beitragen, die Frohe Botschaft in eine Zeit zu übersetzen, die sehr naturwissenschaftlich geprägt ist. In der Gesellschaft Jesu nehme ich für dieses Anliegen eine große Offenheit wahr“ (Tobias Nickel).
„Was mich bis heute begeistert, ist das ‚Gott suchen und finden in allen Dingen‘; also eine Spiritualität für das tägliche Leben, die eine Weltzugewandtheit verkörpert. Reflexion und Kontemplation, Rationalität und Emotionalität – diese Pole fruchtbar zu verknüpfen spricht mich sehr an“ (Jonas Linz).
„In den Jahren als Diözesanpriester wurde mir klar, dass ich mich nach einer Gemeinschaft sehne, der bestimmte Werte wichtig sind wie Freiheit, Einfachheit, Hilfe für die Notleidenden und Schwachen; für die, die von der Gesellschaft missachtet werden“ (Árpád Tóth).
„Ich möchte mein Leben ‚wach‘ in der Welt führen und dabei lernen, Gott immer tiefer und vorbehaltloser zu vertrauen. Ich möchte Zeugnis für die Wahrheit und das Evangelium geben – und das in einer Welt, die geprägt ist von Unsicherheit, Angst und Destruktion. Vom Eintritt in den Jesuitenorden erhoffe ich mir, dass Gott noch mehr zum Ziel und Antrieb meiner Wahrheitssuche wird“ (Lukas Kraus).
Im Einzelnen sind es also ganz unterschiedliche Aspekte, durch die das Leben als Jesuit eine Antwort auf die Suche nach einem sinnerfüllten Leben verspricht. Warum aber gleich in eine Ordensgemeinschaft eintreten und ein Versprechen abgeben, das einen lebenslang bindet?
"Mit Blick auf meine persönliche Lebensgeschichte habe ich erkannt, dass Gott mich zur Gesellschaft Jesu führte" (Donatas Kuzmickas).
Sich von Gott berufen zu fühlen ist sicher eine entscheidende Komponente, um ins Noviziat einzutreten. Denn das Leben als Ordensmann ist immer auch Ausdruck einer großen Liebe: ein Weg, auf dem der einzelne das Verlangen spürt, Gott noch mehr ("magis") ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Doch wie kann ich sicher sein, dass ausgerechnet der Jesuitenorden der richtige Ort für mich ist? Der Novize Christopher Dietrich antwortet darauf:
"Ein Satz von Dietrich Bonhoeffer hatte mich in meinem Leben immer wieder tief berührt: 'Gott kennt den ganzen Weg, wir wissen nur den nächsten Schritt und das letzte Ziel.' Dass mir die ignatianische Spiritualität mit ihrer Methode der Unterscheidung der Geister dabei helfen könnte, meinen nächsten Schritt zu erkennen, motivierte mich zur Bewerbung beim Jesuitenorden. Denn das Noviziat bietet eine einzigartige Gelegenheit zur Berufungsklärung."
Jeder Mensch ist einzigartig. Jedes Leben ist eine unverwechselbare Geschichte und jeder Moment einmalig. Seelsorge kennt deswegen keine Patentrezepte. Ignatius von Loyola schreibt in den Geistlichen Übungen: Es ist darauf zu achten, dass Gott unmittelbar mit einem Menschen in Beziehung treten kann. Seelsorge bedeutet daher für Jesuiten, den Menschen Raum zu geben, wo sie Vertrauen fassen und Hoffnung schöpfen können. So entsteht die Möglichkeit zur echten Begegnung mit Gott, der eigenen Person und den Mitmenschen.
Jesuit werden
Jesuit werden
Jesuit werden ist eine Berufung, die man als Bruder oder als Priester verwirklicht. Für Jesuitenbrüder sind eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studienabschluss Vorraussetzung für den Ordens-eintritt. Für die Priesterberufung ist das Abitur Eintrittsvoraussetzung. Jeder, der Jesuit werden möchte, muss innere Freiheit, Liebe zur Kirche und Gemeinschaftsgeist mitbringen, denn Jesuitsein heißt, gesandt sein, zusammen in der Gemeinschaft der Glaubenden dienen, wo immer es nötig ist.
Bei Interesse und Fragen schreiben Sie uns bitte. Wir beantworten Ihre Fragen und denken mit Ihnen über nächste Schritte auf dem Weg Ihrer persönlichen Berufungsklärung nach.